François Hollande oder Martine Aubry? Das Rennen um die aussichtsreiche Präsidentschaftskandidatur der französischen Sozialisten wird am kommenden Sonntag in einer Stichwahl entschieden.
In der ersten Runde einer in Frankreich bislang einzigartigen Vorwahl holten die beiden oppositionellen Spitzenpolitiker am Wochenende klar die Mehrheit der knapp 2,5 Millionen abgegebenen Stimmen.
Für den 57-jährigen Hollande votierten nach Auswertung der meisten Ergebnisse 39 Prozent der Wähler, für die 61 Jahre alte Aubry 31 Prozent, wie die Partei in der Nacht zum Montag mitteilte. Das Endresultat sollte am späten Montagvormittag feststehen.
Sowohl Aubry als auch Hollande begannen noch am Wahlabend, um die Sympathisanten der vier ausgeschiedenen Kandidaten zu werben. "Ich bin der Kandidat für den Wandel", rief der langjährige frühere Parteivorsitzende Hollande den linken Wählern zu. Aubry versprach, dass sie den amtierenden konservativ-rechten Präsidenten Nicolas Sarkozy im Frühjahr nächsten Jahres schlagen werde. Um 2012 zu gewinnen, brauche es Erfahrung und Mut.
Valls: Wählt Hollande
Von den unterlegenen Kandidaten gab zunächst nur der als wirtschaftsfreundlich geltende Manuel Valls (49) eine Wahlempfehlung an seine Anhänger ab. "Ich rufe Euch auf, sich um François Hollande zu sammeln", erklärte er am Sonntagabend, nachdem er bei nur rund sechs Prozent der Stimmen lag. Die bis zuletzt auf einen Überraschungserfolg hoffende Ségolène Royal (58) zeigte sich von ihrem mageren sieben-Prozent-Ergebnis bitter enttäuscht. Sie versprach eine baldige Entscheidung über eine Wahlempfehlung. Ihren früheren Lebensgefährtin Hollande hatte sie zuletzt stark kritisiert und ihm 30 Jahre politische Arbeit ohne sichtbare Erfolge unterstellt.
Um Bedenkzeit bat auch der drittplatzierte Arnaud Montebourg (48), der für sein Projekt der "Deglobalisierung" geworben hatte. Da er 17 Prozent der Stimmen holte, könnte er zum Königsmacher werden. Völlig chancenlos war in der ersten Runde der Vorwahlen Jean-Michel Baylet (64). Der einzige nicht-sozialistische Kandidat im Rennen holte nur rund ein Prozent der Stimmen.
Bei der Abstimmung sechs Monate vor der Präsidentschaftswahl durften erstmals nicht nur Parteimitglieder, sondern alle Wähler darüber abstimmen, wer im April 2012 den amtierenden Präsidenten Sarkozy herausfordern wird. Alle Bewerber zeigten sich begeistert über die Resonanz auf das Projekt. Aubry bezeichnete die Vorwahlen als historisches Ereignis für die französische Demokratie. Sie habe immer an den Erfolg von "partizipativer Demokratie" geglaubt, sagte auch Royal.
Auf das konservativ-rechte Regierungslager übt der Erfolg der Vorwahlen Druck aus, selbst ein ähnliches Verfahren zu organisieren - zumal nach einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage nur noch 24 Prozent der Franzosen dem amtierenden Staatschef vertrauen. Sämtliche UMP-Spitzenpolitiker haben allerdings bislang betont, dass man erst bei den übernächsten Wahlen 2017 darüber nachdenken werde. Für 2012 sei Sarkozy der "natürliche Kandidat", heißt es.
dpa/jp/km - Bild: Ian Langsdon (epa)