Wenn Sie Ihre Hand auf eine Computermaus legen und am Bildschirm auf bunte Knöpfchen drücken, dann haben Sie das Steve Jobs zu verdanken. Die graphische Bedienoberfläche und die Steuerung per Maus hat er populär gemacht. In den 1980ern, zu einem Zeitpunkt, als Microsoft noch mit umständlichen Befehlszeilen arbeitete. Nur die erste von vielen erfolgreichen Visionen des Steve Jobs.
Zwar hat sich Bill Gates mit seinem Personal Computer im Massengeschäft durchgesetzt, trotzdem war es Steve Jobs, der die Konkurrenten vor sich her trieb. Mit Produktideen, Design, Marketing und dem Drang nach Perfektion. Dass diese Mischung aufgeht, bewies Jobs nicht nur bei Apple, sondern auch beim Trickfilmstudio Pixar.
Mit dem Erfolg bei Animationsfilmen und den ersten verdienten Millionen im Rücken kehrte Steve Jobs 1997 zu Apple zurück. Die Firma lag am Boden, der Konkurrenzkampf gegen Microsoft schien längst verloren. Apples Wiedergeburt fußt seitdem auf zwei Grundsätzen: Die Technik muss schlicht funktionieren, der Rest ist Image und Marketing.
Der erste Coup: Der iMac
Wer sich von der Masse abheben wollte, schmückte zur Jahrtausendwende seinen Schreibtisch mit dem bunten runden iMac: dem Monitor, in dem der Computer gleich eingebaut war. Hier war nicht die Technik das Kaufargument, sondern das Design. Snobs und Yuppies kreischten innerlich. Der schnöde, aber notwendige Computer sah jetzt auch gut aus und war nebenbei kinderleicht zu bedienen. Apple, das war und ist ein Stück Luxus für die Mittelschicht. Und so ging es weiter.
Mp3-Player, Internet auf dem Handy und Touchscreen haben andere erfunden, sind aber bei der Markteinführung gescheitert – zu begehrten Produkten machte sie Steve Jobs. Erst Apple pflanzte die Begehrlichkeit nach diesen Dingen in den Massenmarkt. Apples iPod kann nicht mehr als jeder andere mp3-Spieler, hat aber mehr Stil. Weiße Ohrhörer demonstrieren in erster Linie: Ich bin was Besseres.
Mit dem angeschlossenen Musikladen iTunes bewies Jobs: Für den Kunden muss das Produkt einfach zu bedienen sein. Ein Song kostet einen Dollar und fertig. Das iPhone und iPad stehen nur in der Tradition von simpler Handhabung und dem "Ich bin was Besonderes"-Image. Das funktioniert nicht über die Technik - die ist was für Nerds. Die Masse erreicht man über Lifestyle. Apple ist kein Computer, Apple ist ein Lebensgefühl.
Keine Religion
Geschürt durch die perfekte Mischung aus Product-Placement und Preispolitik erhebt sich Apple fast schon zum Fetisch. Die Imagepflege gipfelte in den legendären Produktshows des Steve Jobs. Die Apple-Fans feierten ihn als Messias. Da mochte man als Außenstehender zurufen: Leute, aufwachen, der Mann hält nur ein Telefon in der Hand!
Dass Steve Jobs mit nur 56 Jahren an Krebs starb, ist menschlich tragisch. Die Computerindustrie hat darüber hinaus eine außergewöhnlich produktive antreibende Kraft verloren. Steve Jobs und Apple religionsähnlich zu vergöttern, wie dies in einigen Nachrufen geschieht, geht aber entschieden zu weit. Die Steve Jobs- und Apple-Philosophie sind letztendlich purer Materialismus.
Werbefachleute wissen: Image ist alles - und dass der Apple-Lifestyle derart positiv besetzt ist, lässt sich der Konzern teuer bezahlen. Im Gegensatz zum PC-Markt reicht es Apple nicht, die Technikplattform bereitzustellen. Apple will alles, die totale Dominanz. Es knebelt die Musikindustrie mit iTunes und Softwareentwickler mit dem App-Store. Was Apple nicht will, kommt nicht rein und wer rein kommt, muss einen Großteil seines Erlöses an Apple abgeben.
Freiheit, Transparenz, Eigenbestimmung der Nutzer und offene Märkte gibt es im Apple-Universum nicht. Steve Jobs wollte mit seiner Firma die Welt besser machen. Aber was "besser" bedeutet, das wollte Steve Jobs immer selbst entscheiden.