Kidnapper haben im Norden Kenias eine Französin entführt. Die 66-jährige Marie Dedieu wurde in der Nacht zum Samstag in ihrem Haus von Bewaffneten überfallen und auf einem Motorboot verschleppt. Seit den 1990er Jahren lebt sie mit ihrem kenianischen Lebenspartner auf Manda, einer Insel des Archipels Lamu.
Polizeiangaben zufolge wurde die Frau, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist, nach Somalia gebracht. Die Täter sollen der radikalislamischen Al-Schabaab-Miliz angehören.
Der Partner Dedieus sagte der Zeitung "Standard", er sei besorgt um den Gesundheitszustand seiner Frau, da sie regelmäßig Medikamente benötige. Das Paar war erst am Donnerstag nach einem längeren Aufenthalt in Frankreich nach Kenia zurückgekehrt.
Schusswechsel auf offener See
Die zehn bewaffneten Entführer hatten zuerst die zwei Bediensteten aus ihren Betten gerissen und gezwungen, sie in das Schlafzimmer des Touristenpaares zu führen. Dann mussten sie helfen, die Frau aus dem Haus zu schleppen. Der Ehemann gab an, er habe die Flucht ergriffen. "Ich entkam durch das Fenster. Die Entführer versuchten mich zu töten, weil ich Alarm schlagen wollte", sagte er.
Die Marine nahm die Verfolgung des Motorbootes auf und lieferte sich Medienangaben zufolge auf offener See einen Schusswechsel mit den Kidnappern, von denen vermutlich einige verletzt worden seien. Zudem werden der Zeitung "Daily Nation" zufolge zwei Soldaten vermisst, die an der Aktion beteiligt waren. Sie sind vermutlich ertrunken, als ihr Boot umkippte.
Dedieu gehörte nach französischen Medienangaben in den 1970er Jahren zu den führenden Frauenrechtlerinnen Frankreichs. Die Kidnapper sollen gut informiert gewesen sein und gezielt nach ihr gesucht haben.
Warnung vor Reisen nach Lamu
Das französische Außenministerium hat aufgrund des Vorfalls auf seiner Website Urlaubern dringend vor Reisen auf die Inselgruppe Lamu abgeraten. Die kenianische Regierung bezeichnete die Entführung als eine "schwere Verletzung der territorialen Integrität" des Landes. Auch das Auswärtige Amt weist auf seiner Webseite auf die Gefahr möglicher bewaffneter Überfälle in der Region hin.
Erst vor einem Monat war eine britische Urlauberin in einem Luxusresort in Lamu gekidnappt worden. Sie wurde ebenfalls mit einem Motorboot nach Somalia gebracht. Ihr Ehemann wurde von den Tätern erschossen. Auch von ihr fehlt derzeit jede Spur.
Kenia ist maßgeblich vom Tourismus abhängig. Wegen der sich immer weiter verschlechternden Sicherheitslage kämpft nun die Tourismusindustrie des ostafrikanischen Landes ums Überleben. Nach den Präsidentenwahlen Ende 2007 kamen bei blutigen Unruhen mehr als 1000 Menschen ums Leben. Kenia geriet damals an den Rande eines Bürgerkriegs.
dpa/km - Bild: epa