Die Milizen des Übergangsrates sind am Wochenende erstmals in die Innenstadt von Sirte vorgedrungen, eine der letzten Hochburgen der Getreuen des gestürzten Diktators Muammar al-Gaddafi.
Dort hätten sie sich schwere Gefechte mit den Gaddafi-Truppen geliefert, um sich dann wieder "taktisch" zurückzuziehen, berichteten arabische Fernsehsender am Sonntag. Die Milizen belagern die Mittelmeerstadt 410 Kilometer östlich von Tripolis, in der Gaddafi geboren wurde, seit mehr als drei Wochen.
Den Vorstößen nach Sirte waren am Samstag verstärkte Artillerienangriffe der vormaligen Rebellen auf die Gaddafi-Stellungen in der Stadt vorausgegangen. Kampfflugzeuge der Nato zerstörten nach Angaben des Bündnisses ein Munitionslager, eine Flugabwehrkanone, eine Kommandozentrale und zwei bewaffnete Fahrzeuge der Gaddafi-Truppen. Sirte und Bani Walid sind die letzten größeren Städte, in denen sich noch Pro-Gaddafi-Streitkräfte verschanzt halten.
Nato warnt vor "schlimmer Lage" in Sirte
Die Nato hat vor einer "schlimmen Lage" in der libyschen Stadt Sirte gewarnt, sofern die Truppen von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi die Stadt noch länger kontrollieren. In den vergangenen Tagen hätten sich die Zustände in Sirte laufend verschlechtert, heißt es in einer Mitteilung der Nato vom Samstag in Brüssel. Innerhalb von 24 Stunden hätten Kampfflugzeuge des Bündnisses in der Gaddafi-Hochburg ein Munitionslager, eine Flugabwehrkanone, eine Kommandozentrale und zwei bewaffnete Fahrzeuge zerstört.
Unter Berufung auf offene Quellen, Geheimdienste und Augenzeugen berichtete die Nato von Exekutionen, Geiselnahmen und gezielten Angriffen auf Einzelpersonen und Familien. Hunderte von Familien könnten wegen der Unsicherheit und des Mangels an Benzin die Stadt nicht verlassen. Zivilisten erhielten kein Wasser, keine Medikamente und auch keine Lebensmittel. Söldner machten die Straßen unsicher. "Diese Zustände herrschen seit Tagen, während die Gaddafi-Truppen ihre Kontrolle aufrechterhalten, die geeignet ist, zu einer schlimmen Lage zu führen."
Rüffel für Gaddafi-Tochter Aischa aus Algier
Aischa al-Gaddafi, im algerischen Exil lebende Tochter des libyschen Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi, ist mit öffentlichen Sympathiebekundungen für ihren Vater in Schwierigkeiten geraten. Diese Äußerungen seien "völlig inakzeptabel", wetterte der algerische Außenminister Mourad Medelci. Seine Regierung werde Maßnahmen ergreifen, um ähnliche Interviews künftig zu verhindern, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur APS.
Die Gaddafi-Tochter hatte in einer Rundfunkbotschaft am Wochenende betont, ihr Vater sei bester Stimmung und zum Kampf entschlossen. Die neue Führung in Libyen bezeichnete sie in dem aus Damaskus sendenden Pro-Gaddafi-Sender Al-Rai als Verräter.
dpa/fs/sr - Bild: vrt