Finanzminister Didier Reynders geht davon aus, dass die Schuldenkrise die Eurozone noch ein bis zwei Jahre beschäftigen wird. Das sagte der liberale Politiker am Rande des EU-Finanzministertreffens in Breslau.
Griechenland müsse unter eine stärkere Kontrolle durch die EU gestellt werden. Dabei müsse man Griechenland aber auch Zeit geben, sein Schuldenproblem zu lösen. Zu harte Sparauflagen wirkten kontraproduktiv.
Eine Insolvenz Griechenlands lehnt Reynders ab. Dies würde die Weltwirtschaft in einen Schock ähnlich der Lehmann-Pleite versetzen. Langfristig müsse Europa politisch zu einer Föderation zusammenwachsen, so Reynders. Die schließe ein gemeinsames Finanzministerium und gemeinsame Schuldscheine mit ein.
Bei dem Treffen in Breslau stand am Samstag eine Debatte über die Finanzmärkte an. Dabei ging es auch um Großbanken, die im Juli in Stresstests auf ihre Krisenfestigkeit getestet wurden.
Gewerkschaften demonstrieren in BRESLAU
Europäische Gewerkschaften demonstrieren am Samstag im polnischen Breslau für strengere Regeln auf den Finanzmärkten. Sie fordern, dass der Einfluss der Ratingagenturen begrenzt wird.
Auch belgische Gewerkschaften nehmen an den Kundgebungen teil. Allerdings ist die Delegation kleiner als erhofft. Ein Flugzeug mit 150 belgischen Gewerkschaftlern konnte am Samstagmorgen wegen eines technischen Defekts nicht Richtung Polen starten.
Die flämische ABVV sagte, das eigentliche Toprating Belgiens sei die Indexbindung der Löhne und Gehälter. Dass die Bürger ihre Kaufkraft behalten, sei der Motor der Wirtschaft, den es beizubehalten gelte.
Außerdem fordern die europäischen Gewerkschaften die Ausgabe von Euro-Bonds und die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.
belga/vrt/est/okr - Archivbild: Filip Claus (belga)