Mit einem alten Fischerboot fährt eine kleine Gruppe Friedensaktivisten am 15. September 1971 vom kanadischen Vancouver in Richtung Aleuten-Inseln. Vor der Küste Alaskas wollen sie einen geplanten amerikanischen Atomtest verhindern. Ihrer Expedition geben sie einen Namen, der "grün" und "Frieden" verbindet: Greenpeace.
Die bunt gemischte Truppe schafft den weiten Weg zwar nicht, doch ihre ungewöhnliche Aktion macht die Naturschützer berühmt. 40 Jahre später ist Greenpeace International mit Sitz in Amsterdam die wohl weltweit einflussreichste Umweltschutzorganisation. Sie hat eigene Büros in 28 Ländern und 2,8 Millionen Unterstützer.
Die Grundsätze der ersten Stunde haben sich bis heute nicht verändert. Frechheit, Überraschungseffekte sowie leicht verständliche Bilder und Symbole spielen dabei eine große Rolle. Ende August etwa protestierten in der Ostsee 50 Greenpeace-Schwimmer für eine Erneuerung der europäischen Fischereipolitik und formten dabei im Wasser das internationale Seenotkürzel "SOS". Bei vielen Aktionen sind Schiffe, Helikopter, Tauchroboter, Schlauchboot oder Wasserflugzeuge im Einsatz.
Unabhängigkeit
Allein 2010 nahm die Umweltorganisation weltweit Spendengelder in Höhe von 230 Millionen Euro ein und sichert sich so Unabhängigkeit. Man nehme keine Gelder aus der Industrie oder der Politik. Gewaltfreiheit ist bei den aufsehenerregenden Aktionen das oberste Prinzip. Bei den Vereinten Nationen hat Greenpeace Beobachterstatus. "Wir treten den ganz Großen dieser Welt auf die Füße", heißt es von Greenpeace.
Klimaschutz, das Ende der Atomkraft, die Rettung der Wale, der Kampf gegen Gentechnik sowie der Schutz der Meere und letzten Urwälder sind die Ziele von Greenpeace. Während in den Anfängen vor allem auf lokale Aktionen gesetzt wurde, gehen die Naturschützer die Probleme heute global an. Es gibt neue Büros in Indien, China, Südostasien und Afrika. Seit 2009 ist mit Kumi Naidoo erstmals ein Afrikaner Chef von Greenpeace International.
Antarktis-Vertrag, Rainbow Warrior und Brent Spar
Greenpeace verweist stolz auf eine ganz Palette von Erfolgen für den Umweltschutz. Der größte politische Erfolg von Greenpeace überhaupt sei der Antarktis-Vertrag. Das internationale Abkommen zum Schutz der Antarktis trat 1998 in Kraft. Der Vertrag verbietet für mindestens 50 Jahre die Ausbeutung der Bodenschätze in der Antarktis und regelt Tourismus und Expeditionen auf dem "weißen Kontinent".
1985 versenkten französische Geheimagenten das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior" im neuseeländischen Hafen Auckland. Es wollte damals gerade auslaufen, um gegen die französischen Atomversuche auf dem Mururoa-Atoll zu protestieren. Ein holländischer Fotograf kam dabei ums Leben, die Pariser Regierung geriet in Erklärungszwang. Bald wird die "Rainbow Warrior III" im Einsatz sein, die Taufe ist für Oktober geplant.
Für großen Wirbel sorgte 1995 auch die "Brent Spar"-Kampagne. Der Shell-Konzern wollte die ausrangierte Ölplattform im Nordatlantik versenken. Umweltschützer besetzten den Stahlkoloss. Am Ende musste Shell nachgeben und die "Brent Spar" an Land zerlegen. Allerdings musste sich auch Greenpeace nachträglich dafür entschuldigen, dass die Organisation die Ölmenge in der Plattform am Ende der Kampagne zu hoch angegeben hatte.
Trotz vieler Teilerfolge werde Greenpeace auch in Zukunft die Arbeit nicht ausgehen, betonen die Verantwortlichen. "Der CO2-Ausstoß steigt immer weiter an, die Meere sind überfischt - es ist leider noch viel zu tun."
Von Stephanie Lettgen, dpa - Bild: Pierre Gleizes, epa