Als auf Köpfchen noch die beiden Zollhäuser in Betrieb waren - das belgische klein, das deutsche groß - war für die Ostbelgier die Nachbarschaft überschaubar: Kaufhof und Horten waren feste Größen und zum Schwimmen gegebenenfalls in die Osthalle.
Doch überschaubar hieß nicht, "kennen": Das Bild des Nachbars kam vom Bildschirm. Peter Frankenfeld, Mainz, wie es singt und lacht, Kulis EWG für den Europagedanken und Rainer Günzler für den Autokult. Die Münchener Lach- und Schießgesellschaft für die Selbstkritik. Doch das war Kabarett.
Vicco von Bülow sah sich nicht als Kabarettist, er sah sich als Cartoonist. So ungefähr das einzige Fremdwort, das dieser Meister der deutschen Sprache verwendete. Schließlich war er gelernter Graphiker: Seine beiden Herren in der Badewanne können mit jeder Cartoonfigur einen internationalen Vergleich aufnehmen. Er zog sich aus dem Fernsehen zurück, es war zu schnell für seinen Geschmack und ohne Zeit für seine Form von Humor.
Alles ist in dieser Woche über ihn gesagt worden, außer vielleicht dies: Dass es ihm als Adligem vielleicht leichter fiel, bürgerliche und kleinbürgerliche Reflexe und Attitüden zum Objekt aristokratischen Spotts zu machen, aber das ist nur eine These, und zudem eine sehr persönliche.
Die Premiere seines ersten Films "Ödipussi" fand gleichzeitig in West- und Ostberlin statt. Es folgte noch "Pappa ante portas", aber das war bereits ein Nachfolgefilm. Denn Loriot, das ist die ALTE Bundesrepublik, die neue kam mit Stefan Raab und Comedy, Dschungelcamp und Euro. Nicht mehr Kulis EWG und auch nicht mehr das spätere "Modell Deutschland" mehr, mit Kanzler Schmidt auf dem Wahlplakat, sondern Angela und das Gezerre um Eurobonds. Exit Salzstangen und Loriots eigene Sendung "Cartoon" - das Bild deutschen Humors wurde diffuser, und verwirrender, auf deutschen Bildschirmen - auch für die Ostbelgier.
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