Ruiz sei am Freitagmorgen in Paris den Folgen einer Lungeninfektion erlegen, erklärte der portugiesische Filmproduzent und Ruiz-Freund Paulo Branco im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Ich war bei ihm, als er starb", sagte Branco mit bewegter Stimme.
Auch die portugiesische Produktionsfirma "Clap Filmes", die mit Ruiz zusammenarbeitete, und das nationale Filmbüro in Frankreich bestätigten den Tod.
Ruiz hatte erst im vergangenen Jahr den renommierten Prix Louis-Delluc für seinen knapp viereinhalbstündigen Film "Misterios de Lisboa" ("Geheimnisse von Lissabon") über die Aristokratie im alten Portugal erhalten. Branco hatte Ruiz' letzten Kinostreifen produziert. Der Film basiert auf einem portugiesischen Roman aus dem 19. Jahrhundert und erzählt die Geschichte einer eifersüchtigen Gräfin, eines wohlhabenden Geschäftsmannes und eines Waisenjungen durch Portugal, Frankreich, Italien und Brasilien.
Mut, Surrealismus und Ironie
Raúl Ernesto Ruiz Pino wurde am 25. Juli 1941 im chilenischen Puerto Montt geboren. Er galt als einer der wichtigsten Filmemacher Südamerikas. Mit "Tres tristes tigres" gewann er beim Filmfestival Locarno 1969 den Goldenen Leoparden. Nach dem Militär-Putsch in Chile 1973 ging der bis zuletzt politisch sehr engagierte Künstler nach Frankreich ins Exil. Seine mehr als 100 Werke zeichneten sich nach Meinung vieler Kritiker durch große Kreativität und Experimentierfreude sowie durch Mut, Surrealismus und Ironie aus.
In den letzten 15 Jahren hatte Ruiz zunehmend mit größeren Etats und prominenten Schauspielern gedreht. Der Regisseur, der in Frankreich als Raoul Ruiz bekannt war, war nach Angaben seiner Mitarbeiter und Freunde bis zuletzt sehr aktiv. Er habe an der Endmontage eines Films über seine Kindheit in Chile gearbeitet und habe zudem in Portugal einen Streifen über die Invasion der französischen Truppen von Napoleon in Portugal im Jahr 1807 vorbereitet.
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