Mit wichtigen militärischen Erfolgen haben die Rebellen in Libyen Machthaber Muammar al-Gaddafi nach Ansicht der Nato weiter in die Enge getrieben. Auch die USA zeigen sich zunehmend zuversichtlich.
"Gaddafis Tages sind gezählt", sagte US-Verteidigungsminister Leon Panetta am Dienstag in Washington. Ein weiterer langjähriger Weggefährte Gaddafis setzte sich unterdessen ins Ausland ab. Eine Nato-Sprecherin kritisierte scharf das erstmalige Abfeuern einer Kurzstreckenrakete vom Typ Scud aus sowjetischer Produktion.
"Das zeigt, dass Gaddafi und sein Regime verzweifelt sind", sagte Nato-Sprecherin Carmen Romero am Dienstag in Brüssel. Nach Angaben des kanadischen Obersts Roland Lavoie schlug die Rakete fünf Kilometer östlich der von Rebellen kontrollierten strategisch wichtigen Stadt Al-Brega ein. Die Rakete sei nicht steuerbar und daher für Zivilisten sehr gefährlich. "Der Einsatz dieser Raketen gegen einen Ort oder ein Industriegebiet ist zutiefst verantwortungslos."
Rebellen nach Norden und Osten vorgestoßen
Die Rebellen seien in den vergangenen Tagen sowohl nach Norden an die Mittelmeerküste als auch in Richtung Osten vorgestoßen. "Diese Vorstöße sind die wichtigsten Geländegewinne der Anti-Gaddafi-Kräfte seit Monaten", sagte Lavoie. Auch in der Nähe der lange umkämpften Städte Misrata und Al-Brega habe es deutliche Erfolge gegeben. Die Hauptstadt Tripolis sei de facto eingeschlossen.
"Die Gaddafi-Truppen werden große Probleme haben, sich zu versorgen und weiterhin zu agieren", sagte der Militärsprecher. Im Nordwesten und im Osten seien die Regierungstruppen Gaddafis "teilweise in großer Hast und unter Zurücklassung ihrer Waffen abgezogen": "Das war kein geplanten und organisierter Rückzug."
Zur Frage, ob Gaddafi über weitere Scud-Raketen verfüge, sagte Lavoie, die Raketen seien gefährlich für die Zivilisten, militärisch aber nur von geringem Wert: "Das ist so, als ob man Teller an die Wand wirft. Eine Menge Lärm und das ist es dann auch." Libysche Beobachter vermuten, dass es in der Wüste rund um Gaddafis Heimatstadt Sirte zahlreiche geheime Waffendepots gibt.
Druck der Rebellen auf das Regime Gaddafis wirkt
US-Verteidigungsminister Panetta sagte, der Druck der Rebellen auf das Regime des Diktators zeige Wirkung, seine Truppen seien deutlich geschwächt. Das zeigten auch die jüngsten Absetzbewegungen einstiger Gaddafi-Vertrauter. Der Armeekommandeur Masud Abdulhafis, der sich nach Ägypten abgesetzt haben soll, war zu Beginn des Bürgerkrieges für Operationen in die Region Sebha geschickt worden. Sein Name steht auf einer Liste von Libyern, gegen die von der EU im März Sanktionen verhängt worden waren.
Das Mandat der Nato-Staaten für den Militäreinsatz läuft Ende September aus. Romero sagte: "Falls es notwendig sein sollte, das zu verlängern, dann werden die Verbündeten darüber sprechen und eine Entscheidung treffen. Alle sind entschlossen, den Einsatz zum Schutz der libyschen Bevölkerung so lange wie nötig fortzusetzen."
dpa/jp - Bild: Str (epa)