Die serbischen Bewacher der Straßensperre im Dorf Rudare bei der Stadt Mitrovica im Norden Kosovos stehen auch am Montag fest zu ihren Überzeugungen. «Wir verteidigen hier auf den Barrikaden unser Hab und Gut und unsere Häuser», sagen die zwei Dutzend Serben.
Sie würden die Barrikaden erst wegräumen, wenn die Kontrolle des Nordkosovos durch die serbische Minderheit wieder hergestellt sei.
Doch an eine Rückkehr zu den alten Machtverhältnissen in Nordkosovo mit ihren Mafiastrukturen und gesetzlosen Räumen ist nicht zu denken. Das versichert die Kosovo-Zentralregierung. Sie hat außerdem die Übernahme des Zolls an den umkämpften Grenzübergängen zu Serbien bis spätestens Anfang September angekündigt.
Ahtisaari plus
In der Europäischen Union würden neue Überlegungen zur Konfliktlösung im Norden angestellt, berichteten albanische und serbische Zeitungen auch am Montag wieder in Pristina und Belgrad. Demnach soll ab dem 5. September unter Vermittlung Brüssels über eine «substanzielle Autonomie» des Nordens mit seiner kompakten serbischen Bevölkerung verhandelt werden. Die Serben sollten an den Zolleinnahmen beteiligt werden und sich so zum Teil in eigener Regie und ohne Mitwirkung der Regierung in Pristina finanzieren.
Eine Autonomie dieser Region sah auch schon der Plan des finnischen Diplomaten und Friedensnobelpreisträgers Martti Ahtisaari vor, mit dem das Kosovo 2008 in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Im Süden des Landes, wo die serbische Minderheit etwas größer ist als im Norden, ist dieser Plan schon umgesetzt worden und funktioniert erstaunlich gut. Dort wurden neue serbische Gemeinden gebildet, die sich bei großer Selbstständigkeit in das staatliche System Kosovos integriert haben.
Ähnliches wird nach Medienberichten jetzt auch für den Norden angestrebt, wobei die Autonomie dort deutlich größer als im Süden ausfallen soll. «Ahtisaari plus» heißt das im Politjargon. Die Kosovo-Regierung besäße demnach nur begrenzten Zugriff auf den Norden, auch wenn ihr ergebene Zöllner und Polizisten an den Grenzen zu Serbien postiert würden.
Ob sich allerdings Belgrad als «Mutterland» aller Serben damit abfindet, darf bezweifelt werden. Der serbische Chefunterhändler Borislav Stefanovic hat schon klargestellt, dass darüber in Brüssel im September nicht verhandelt werde.
dpa - Bild: Hannibal Hanschke (epa)