Die Ölkatastrophe vor der Küste Chinas breitet sich aus: Aus einem neuen Leck am Meeresboden tritt weiteres Öl aus. Das Ausmaß der Verschmutzung in der Bohai-Bucht am Gelben Meer ist auch viel größer als bisher eingeräumt. Nicht 1500 Barrel Öl seien bisher im Förderfeld Penglai 19-3 ausgetreten, sondern sogar 2500 Barrel, gab das Unternehmen ConocoPhillips China nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag zu. Es hagelte heftige Kritik an der Ölgesellschaft. Die Säuberungsarbeiten kommen nur langsam voran.
Zögerliche Enthüllung derÖlkatastrophe
Schon im Juni war die Ölpest nur zögerlich enthüllt worden, nachdem chinesische Blogger im Internet über zwei Öllecks berichtet hatten. Auch wurde das wahre Ausmaß von Anfang an vertuscht, was große Empörung auslöste. Die Behörden beanstandeten, wie die Ölgesellschaft ConocoPhillips China mit dem Ölunfall umgegangen ist. Es wird in den Staatsmedien zwar immer als Tochterfirma des in Houston in Texas ansässigen US-Ölunternehmens ConocoPhillips dargestellt, gehört aber zu 51 Prozent Chinas größtem staatlichen Offshore-Konzern China National Offshore Oil Corporation (CNOOC).
Die Ölgesellschaft hatte bislang immer bestritten, dass es neue Lecks an seinen Bohrplattformen gebe. Den Verdacht hatten zuvor aber Ermittler der chinesischen Ozeanverwaltung (SOA) geäußert, die weitere Ölflecken an der Wasseroberfläche entdeckt hatten. Die oberste Meeresbehörde bemängelte, dass ConocoPhillips China wenig getan habe, potenzielle Lecks aufzuspüren oder neue undichte Stellen zu verhindern. Das neue Leck ist nur 10,8 Meter von der Stelle entfernt, wo vorher schon Öl ausgetreten war, musste ConocoPhillips jetzt zugeben. Die ersten Lecks seien aber abgedichtet.
Verluste für die Tourismus- und Fischindustrie durch Ölpest
Ausläufer der Ölpest in der Bohai-Bucht haben schon Strände der nordchinesischen Provinzen Shandong und Hebei verschmutzt. Es wurden Verluste für die Tourismus- und Fischindustrie beklagt. Die Ölgesellschaft kam nur schleppend mit der Säuberung voran, was nach eigenen Angaben auch an einem Taifun und technischen Problemen lag. Die Behörden kritisierten, dass bislang kein detaillierter Säuberungsplan vorgelegt worden sei. Sie forderten von ConocoPhillips eine Entschuldigung für den bisherigen Umgang mit der Ölpest.
Chinesische Beobachter zogen Vergleiche zu der Ölkatastrophe mit der BP-Plattform 2010 im Golf von Mexiko. Auch wurde daran erinnert, dass im vergangenen Sommer das wahre Ausmaß einer Ölkatastrophe an einer Pipeline nahe der Hafenstadt Dalian auch nicht offiziell mitgeteilt wurde. Es gab aber auch heftige Kritik an den chinesischen Aufsichtsbehörden, weil die zuständige staatliche Ozean-Verwaltung erst einen Monat nach dem ersten Ölleck am 4. Juni an die Öffentlichkeit getreten war.
dpa / mb