Der Kursrutsch geht weiter: Trotz aller Krisengespräche und Stabilisierungsbemühungen haben die Aktienmärkte in Asien ihre Talfahrt fortgesetzt. Allerdings blieben Panikverkäufe aus, wie Händler betonten.
Der BEL 20 öffnete mit einem Verlust von 1,5 Prozent, Mailand bis zu drei Prozent, Paris mit minus eins, Frankfurt mit minus 0,3, leichte Gewinne verzeichnen die Börsen in London und Madrid. Mit den neuen Verlusten reagierten die Märkte auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA in der vergangenen Woche.
Mit einer gemeinsamen Erklärung nach einer Telefonkonferenz versuchten die Finanzminister der sieben stärksten Industrieländer (G7), einem weiteren Verfall der Märkte entgegenzuwirken.
Für zusätzlichen Zündstoff sorgt die europäische Schuldenkrise, über deren Bewältigung nur knapp drei Wochen nach dem jüngsten Euro-Krisengipfel schon wieder gestritten wird. Dort signalisierte jedoch die Europäische Zentralbank (EZB) am Sonntagabend den Ankauf von spanischen und italienischen Staatsanleihen. Die EZB wolle ihr Anleihenkaufprogramm "aktiv umsetzen", teilte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nach einer Telefonkonferenz des Rats der Notenbank am Sonntag in Frankfurt mit.
An den asiatischen Finanzplätzen gingen die Verluste weiter
In Japan schloss der Nikkei-Index für 225 führende Werte mit einem Minus von 2,18 Prozent bei 9097,56 Punkten. Auch an anderen Finanzplätzen in Asien und der Pazifik-Region gingen die Kurse weiter auf Talfahrt. In Neuseeland schloss der Aktienmarkt mit einem Minus von 2,8 Prozent auf dem tiefsten Stand seit elf Monaten. In Australien fielen die Kurse sogar auf ein Zwei-Jahres-Tief.
Trotz der Herabstufung der Kreditwürdigkeit hielt sich der Dollar zum Euro relativ stabil. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Montag im frühen Handel in Frankfurt mit 1,4326 US-Dollar gehandelt. Am Freitagabend war der Euro noch mit 1,4282 Dollar aus dem Handel gegangen. Die EZB hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,4155 (Donnerstag: 1,4229) Dollar festgesetzt.
Gold als sicherer Hafen - Ölpreise im asiatischen Handel unter Druck
Angesichts der Nervosität an den Märkten suchen Anleger weiterhin Gold als sicheren Hafen: Im asiatischen Handel kletterte der Goldpreis auf ein Rekordhoch. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) stieg in der Spitze bis auf 1695,82 Dollar - Gold war damit so teuer wie noch nie. Auch die Preise für Silber zogen an.
Angesichts der anhaltenden Talfahrt an den Finanzplätzen gerieten auch die Ölpreise im asiatischen Handel stark unter Druck. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent zur September-Lieferung fiel im Vergleich zum Handelsschluss am Freitag um 2,83 US-Dollar auf 106,54 Dollar. Ein Barrel der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) verbilligte sich um 3,15 Dollar auf 83,73 Dollar.
Die Verunsicherung sei weiterhin sehr hoch, sagten Händler. Daran hätten auch die Beteuerungen der G7-Staaten, die Märkte stabil zu halten, nichts geändert, sagten Händler.
US- Finanzminister Timothy Geithner weiter im Amt
Trotz Schuldenkrise und schwacher Wirtschaftsentwicklung will US- Finanzminister Timothy Geithner weiter im Amt bleiben. Das teilte er nach Angaben einer Ministeriumssprecherin vom Sonntag Präsident Barack Obama mit. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass Geithner sich zurückziehen könnte. Obama habe Geithner gebeten zu bleiben, "und er begrüßt seine Entscheidung", zitierte die Wirtschaftsagentur Bloomberg den Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Geithner hatte selbst vor Wochen angedeutet, dass er sich nach der Erhöhung der Schuldengrenze zurückziehen könnte.
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte am Freitag den USA die Bestnote "AAA" entzogen und die Bonität auf "AA+" abgestuft. Die Agentur begründete dies mit dem jüngsten Schuldenabkommen. Die angepeilten Einsparungen reichten zur Finanzkonsolidierung nicht aus. Außerdem wurde die Berechenbarkeit der US-Politik in Frage gestellt. Die beiden anderen wichtigen US-Ratingagenturen Moody's und Fitch hielten an der Bestnote fest.
Konsequenz eines schlechteren Ratings können höhere Zinsen für die Aufnahme frischen Geldes sein: Die USA müssten dann neben der Tilgung ihrer riesigen Schulden zusätzlich eine wachsende Zinslast schultern.
dpa/vrt/fs - Bild: Dean Lewins (epa)