Der Strom verzweifelter Flüchtlinge aus dem Süden Somalias nach Mogadischu reißt nicht ab. Die Zahl hungernder Menschen, die täglich in der Hauptstadt ankämen, steige weiter "drastisch", berichtete das BBC Radio am Montag.
Allein im vergangenen Monat hätten 12.000 unterernährte Kinder die Ernährungszentren der Vereinten Nationen in Mogadischu aufgesucht, 30 Prozent mehr als noch im Vormonat.
Aber auch in den anderen Dürregebieten Ostafrikas nimmt die Zahl der Hilfsbedürftigen täglich weiter zu. "Mehr als zwölf Millionen Menschen in Somalia, Kenia, Äthiopien und Dschibuti brauchen dringend Hilfe", erklärte die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos am Sonntag in New York. "Die Zukunft einer ganzen Generation steht auf dem Spiel."
Am schwersten betroffen ist Somalia. "Ausmaß und Schwere machen die Krise in Somalia zur mit Abstand größten Hungerkatastrophe auf der Welt", sagte Amos. "Zehntausende Menschen sind schon gestorben und Hunderttausenden droht der Hungertod." Die andauernden Kämpfe seien ein großes Hindernis für die Helfer.
Südliche Landesteile schwer zugä,glich
Wegen der politischen Lage in dem Bürgerkriegsland und der Rebellen der Al-Schabaab-Miliz bleibt es schwierig, die Hungernden in den besonders schlimm betroffenen Landesteilen im Süden zu erreichen. Die radikalislamische Gruppe verbietet zahlreichen westlichen Hilfsorganisationen, in den von ihr beherrschten Gebieten zu arbeiten.
"In einem verlorenen Staat, der sich seit 20 Jahren in einem Bürgerkrieg befindet, wo Anarchie herrscht und die Übergangsregierung nur Einfluss auf kleine Teile des Territoriums hat, ist es ziemlich schwierig zu arbeiten", sagte der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel in einem Hörfunkinterview mit WDR 5.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das trotz aller Gefahren weiter in dem Gebiet tätig ist, begann am Montag mit der Verteilung von 3000 Tonnen Lebensmitteln, darunter Reis, Bohnen und Öl, in Süd- und Zentralsomalia. Mit der ersten groß angelegten Aktion diesen Jahres sollen 162 000 Menschen versorgt werden.
"Aber es ist sehr schwierig, in die Region zu gelangen", sagte die Sprecherin der Organisation, Anna Schaaf, der Nachrichtenagentur dpa. Vor Beginn der Nahrungsverteilung seien Sicherheitsgarantien bei den verschiedenen Konfliktparteien eingeholt worden, betonte sie.
Auch innerhalb Afrikas formieren sich derweil immer mehr Gruppen, die den Hungernden helfen wollen. Allein die Initiative Kenyans for Kenya habe in den vergangenen vier Tagen rund eine Million US-Dollar (695.000 Euro) gesammelt, hieß es. Das Geld wurde über einen eigens eingerichteten SMS-Service via Mobiltelefonie gespendet
Unterdessen kündigte die Hilfsorganisation Luftfahrt ohne Grenzen (Wings of Help) an, in Zusammenarbeit mit dem Bonusprogramms Payback und Lufthansa Cargo ein Flugzeug mit 90 Tonnen Hilfsgütern nach Nairobi zu schicken. Die Maschine soll zwischen dem 15. und 18. August in Frankfurt starten und vor allem Lebensmittel und Medikamente zu den Menschen in Ostafrika bringen, die unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren leiden.
dpa/cd - Archivbilde: Abdi Hajji Hussein (epa)