Eine Woche nach den Doppel-Anschlägen von Norwegen ist das Land in tiefer Trauer. Mit dem Fortschreiten der Ermittlungen wird das Ausmaß der Wahnsinnstat immer deutlicher, denn der rechtsradikale Attentäter Anders Behring Breivik hatte nach Angaben seines Anwalts weitere Ziele im Visier. Unterdessen wurde die Zahl der Opfer von 76 auf 77 nach oben korrigiert. Die ersten beiden Opfer wurden am Freitag beigesetzt.
Norwegens Polizei-Geheimdienst PST sieht jedoch keine erhöhte Terrorgefahr durch Rechtsextremisten oder andere Personen. Wie der Dienst am Freitagabend mitteilte, bleibt die bisherige Einstufung der Gefahr von Terrorangriffen unverändert. Der Geheimdienst erklärte weiter, nur wenige Personen in Norwegen seien in der Lage, Taten in solchem Umfang und in derselben Weise auszuführen: "Die Terrorakte in Oslo und auf Utøya sind sowohl national wie international gesehen einzigartig." Es sei wenig wahrscheinlich, dass auf diese Angriffe ähnliche Terrorattacke folgen würden.
Attentäter plante Bomben am Osloer Schloss und bei Sozialdemokraten
Der rechtsradikale Attentäter Anders Behring Breivik hat vor einer Woche auch Bombenanschläge am Osloer Schloss und dem Hauptquartier der norwegischen Sozialdemokraten geplant. Das berichtete die Zeitung "VG" in Oslo am Samstag unter Berufung auf Polizeikreise. Weiter hieß es, der Massenmörder sei an der Ausführung durch "logistische Probleme" gehindert worden.
Breivik hatte am Freitag letzter Woche 77 Menschen durch eine Bombe im Osloer Regierungsviertel und ein Massaker an jungen Sozialdemokraten auf der Insel Utøya getötet. Sein Anwalt Geir Lippestad berichtete in "VG", die Polizei habe dem 32-Jährigen bei einem Verhör am Freitag erstmals die Zahl seiner Opfer mitgeteilt. "Ich habe keine Reaktion feststellen können. Ich konnte weder ein Lächeln noch Anzeichen für Enttäuschung bemerken," sagte der Verteidiger.
Als Motiv für sein Handeln hatte der fanatische Islamhasser angegeben, dass er Norwegens regierende Sozialdemokraten "so hart wie möglich" treffen wollte.
Erste Opfer des Massakers beerdigt
Bei einer Trauerfeier in der Zentrale seiner sozialdemokratischen Arbeiterpartei sagte Ministerpräsident Jens Stoltenberg: "Vor genau einer Woche hat das Böse Norwegen getroffen." Er sagte über die Reaktion der Bevölkerung: "Eine ganze Nation und ein politisch geeintes Norwegen antworten auf die Angriffe, in dem sie eine Welle an Demokratie und Engagement schaffen."
Die 18 Jahre alte Norwegerin Bano Rashid und der 19- jährige Ismail Haji Ahmed wurden am Freitag als erste Opfer des Massakers beerdigt. Bei dem Begräbnis für Bano Rashid in der Ortschaft Nesodden südlich von Oslo hielt Außenminister Jonas Gahr Støre eine der Traueransprachen. Ahmed wurde in der Stadt Hamar nördlich von Oslo beerdigt.
dpa/wb - Bild: Scanpix Norway / Family (epa)