Der Chef der libyschen Rebellenarmee ist am Donnerstag von Bewaffneten ermordet worden. Wie der Übergangsrat der Aufständischen am Donnerstagabend in der Rebellenhochburg Bengasi mitteilte, wurde Abdel Fattah Junes zusammen mit zwei anderen hohen Offizieren getötet. Junes war Innenminister in der Regierung von Machthaber Muammar al-Gaddafi, bevor er kurz nach Beginn des Aufstandes zu den Rebellen überlief.
Der Vorsitzende des Nationalen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, nannte den getöteten General einen der größten Helden der Revolution. Der Kopf der Gruppe, die hinter dem Anschlag stecke, sei festgenommen worden. Der General war unterwegs zu einem Treffen nach Bengasi, um ein Komitee über militärische Fragen zu informieren. Er sei erschossen worden, als er auf dem Weg von der Front zu diesem Gespräch gewesen sei.
Neue Offensive gegen die Truppen Gaddafis
Am Donnerstag starteten die Aufständischen im Westen Libyens eine neue Offensive gegen die Truppen Gaddafis. Der Vorstoß aus dem von den Rebellen kontrollierten Nafusa-Gebirge richtete sich gegen einen wichtigen Stützpunkt der Gaddafi-Truppen in Gazaija. Der Ort wurde von den Rebellen eingenommen, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabiya am Donnerstagabend.
Ein Reporter des Nachrichtensenders Al-Dschasira berichtete, dass Hunderte von bewaffneten Aufständischen an die Front verlegt wurden. Es handele sich um eine der größten Militäroperationen der Gaddafi-Gegner in der jüngsten Zeit. Dabei sollen die Gaddafi-Truppen aus den Niederungen am Fuße des Nafusa-Gebirges und dem Gebiet an der Grenze zu Tunesien verdrängt werden.
Die Rebellen im Westen Libyens kontrollieren bereits den Grenzübergang Wasin nach Tunesien. Doch von Gazaija aus kann die Gaddafi-Artillerie ihre einzige Nachschubroute unter Feuer nehmen.
Gaddafi, der seit längerem nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde, deutete am späten Mittwoch an, dass seine Truppen für eine mögliche Bodenoffensive gerüstet seien. Er forderte außerdem seine Unterstützer auf, aus der von den Rebellen gehaltenen Stadt Misrata alle "Tyrannen und Verräter" zu verjagen.
Nach mehr als fünf Monaten andauernder Kämpfe droht Libyen zum Beginn des Fastenmonats Ramadan am 1. August eine akute Nahrungsmittel- und Medikamentenknappheit. Sowohl die Regierung als auch die Rebellen haben die UN gebeten, eingefrorene Gelder für humanitäre Zwecke freizugeben, sagte Unter-Generalsekretär Lynn Pascoe am Donnerstag vor dem Sicherheitsrat.
dpa/rkr - Bild: vrt