Die vielfach ausgezeichnete ungarisch-schweizerische Schriftstellerin Ágota Kristóf ist in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 75 Jahren in ihrem Schweizer Wohnort Neuchâtel gestorben.
Ihre Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Sie erhielt Auszeichnungen aus der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien sowie erst in diesem Jahr den Kossuth-Preis in ihrem Geburtsland Ungarn.
Kristóf war kurz nach dem antisowjetischen Ungarn-Aufstand von 1956 mit Ehemann und Kind in die Schweiz geflohen. Geboren wurde sie am 30. Oktober 1935 im westungarischen Csikvánd. In der Schweiz begann sie ab 1978 zu schreiben, zunächst Hörspiele.
Den großen europäischen Durchbruch schaffte sie in den 1980er Jahren mit dem Roman "Das große Heft", der in 20 Sprachen übersetzt wurde. Zusammen mit den Nachfolgeromanen "Der Beweis" und "Die dritte Lüge" bildet dieses Buch eine Trilogie. "So kalt ums Herz, so heiß ums Herz ist es mir beim Bücherlesen schon lang nicht mehr geworden", hieß es in der "Süddeutschen Zeitung" über "Die dritte Lüge".
Ihre Biografie verarbeitete Kristóf im ebenfalls hochgelobten Roman "Die Analphabetin" (deutsch im Amman-Verlag, Zürich 2005). Darin geht es um ihre Kindheit und Jugend im kommunistischen Ungarn sowie um die Begegnung mit der für sie neuen französischen Sprache in ihrer Wahlheimat Schweiz, die später zur Sprache ihrer Werke wird.
Ihrem Tod war offenbar ein langes körperliches Leiden vorausgegangen. Den Kossuth-Preis in Budapest nahm sie noch persönlich entgegen. Dabei sagte sie der ungarischen Nachrichtenagentur MTI, sie habe seit einem halben Jahrzehnt nichts mehr geschrieben, da ihre Gesundheit dies nicht zulasse.
Von Kathrin Lauer, dpa - Bild: Sandro Campardo, epa