
Nach Mitternacht hätten einzelne Teilnehmer jedoch versucht, Straßen abseits der genehmigten Route zu blockieren. 43 Demonstranten seien festgenommen worden, die weitaus meisten nur vorübergehend.
Die Knesset, das israelische Parlament in Jerusalem, will sich an diesem Montag mit der Krise auf dem Wohnungsmarkt befassen.
Viele der Teilnehmer zelten bereits seit zehn Tagen aus Protest gegen den Mangel an erschwinglichem Wohnraum im Zentrum der Stadt.
«In Tel Aviv lassen sich keine Träume mehr verwirklichen, weil man sich immer nur um die Bezahlung der Miete kümmern muss», klagte die Initiatorin der inzwischen landesweiten Proteste, die 26-jährige Filmemacherin Daphni Leef, unter großem Beifall der Demonstranten.
Israelische Kommentatoren stuften die Proteste am Sonntag als möglichen Wendepunkt ein. Seit Monaten zeichnet sich eine wachsende soziale Unzufriedenheit vor allem der Mittelschicht in Israel ab. Ein Reporter der Zeitung «Haaretz» sah auf der Demonstration im Zentrum Tel Avivs «eine Leidenschaft, wie wir sie seit Jahren nicht mehr erlebt haben».
Teurer als Mailand und Paris
Die Wut der Menschen richtete sich auch gegen den konservativen Regierungschef Benjamin «Bibi» Netanjahu. Viele hielten Schilder mit der Aufschrift «Bibi go home» in den Händen. Der Ministerpräsident versprach am Sonntag während der wöchentlichen Kabinettssitzung, er werde sich für Reformen zur Linderung der Wohnungsnot einsetzen. «Diese Verzweiflung ist echt», sagte Netanjahu. «Junge Paare können nirgendwo wohnen, weil die Wohnungen zu teuer sind.»
Im Großraum Tel Aviv mit mehr als drei Millionen Einwohnern müssen viele Israelis einen immer größeren Teil ihres Einkommens für die Miete verwenden. Die Stadt am Mittelmeer ist inzwischen unter Berücksichtigung der Kaufkraft eine der teuersten Städte der Welt - teurer als beispielsweise Mailand, Paris oder New York, ergab eine Studie der Finanzberatungsfirma Mercer.
dpa - Bild: Oliver Weiken (epa)