
"Focus Online" zitierte einen nicht namentlich genannten Sicherheitsbeamten mit der Befürchtung, dass hunderte geheime Ermittlungsverfahren im Internet auftauchen könnten. Sicherheitskreise bestätigten der Nachrichtenagentur dpa diese Befürchtung. Offizielle Reaktionen gab es am Sonntag aber nicht. Bundesinnenministerium und Bundespolizei verwiesen an die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, bei der Anzeige erstattet wurde. Dort war am Sonntag für eine Stellungnahme niemand zu erreichen. Auch beim BSI und dem Zollkriminalamt gab es keine Informationen.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) forderte bessere Instrumente für den Kampf gegen Internetattacken. "Dass die Polizei angegriffen wird, passiert in der wirklichen Welt jeden Tag, aber dagegen haben wir angemessene Waffen. In der realen Welt wissen wir uns zu wehren, in der virtuellen Welt aber nicht", sagte der DPolG-Vorsitzender Rainer Wendt der dpa. Man brauche "Cyber Cops", die im Internet auf Streife gingen und Server, von denen aus die Angriffe geführt würden, zerstören oder zumindest blockieren könnten. "Und dafür braucht die Polizei mehr Geld und nicht weniger."
Josef Scheuring, Vorsitzender der Bundespolizei-Abteilung in der Gewerkschaft der Polizei GdP, forderte eine sofortige externe Überprüfung der IT-Sicherheit bei der Bundespolizei: "Die Neuordnung der Informationstechnik im Zuge der letzten Neuorganisation der Bundespolizei ist von Anfang an sehr schlecht gelaufen."
Mit Hilfe von sogenannten Trojanern sollen Hacker der Gruppe "no name crew" Zugriff auf den betroffenen Server der Bundespolizei im nordrhein-westfälischen Swisstal-Heimerzheim und das Ortungssystem "Patras" gehabt haben. Geheime Überwachungsdaten wie Passwörter oder Namen von Fahndern und observierten Kriminellen landeten auf diesem Weg im Netz. Drei mutmaßliche Hacker seien bereits identifiziert worden, berichtete "Focus Online".
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