Begleitet von massiver Kritik aus China hat US-Präsident Barack Obama den Dalai Lama im Weißen Haus empfangen. Mit Blick auf Peking unterstrich Obama die "Wichtigkeit des Schutzes der Menschenrechte der Tibeter in China", wie das Weiße Haus im Anschluss an das Treffen am Samstag mitteilte.
China reagierte mit gewohnter Schärfe. Die Begegnung mit dem religiösen Oberhaupt der Tibeter habe die Beziehungen beider Länder beschädigt. Die Begegnung fand inmitten der Debatte um das US-Schuldenlimit statt, die China als größter Gläubiger mit Sorge verfolgt. Obama hatte den Dalai Lama zuletzt im Februar 2010 empfangen.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums in Peking, Ma Zhaoxu, erklärte am Sonntag, die Begegnung habe die Gefühle des chinesischen Volkes verletzt. Man sehe in dem Treffen eine ernsthafte Einmischung in innerchinesische Angelegenheiten.
Peking wirft dem Dalai Lama Unterstützung der tibetischen Unabhängigkeitsbestrebungen vor. Der Friedensnobelpreisträger seinerseits beharrt darauf, dass er einen friedlichen Übergang zur Autonomie in seinem Land will. Tibet war 1950 vom chinesischen Militär besetzt worden, der Dalai Lama floh 1959 nach Indien und lebt seitdem im Exil.
Begegnung inmitten des politischen Tauziehens in Washington
Die Begegnung im Weißen Haus fand inmitten des politischen Tauziehens in Washington um eine Erhöhung der US-Schuldenobergrenze statt, ohne die das Land am 2. August zahlungsfähig werden könnte. Die USA stehen in China mit gut einer Billion Dollar in der Kreide.
Wie bei dem Treffen Anfang des Vorjahres bemühte sich Obama nach Medienberichten auch dieses Mal, der Begegnung etwas von ihrem offiziellen Charakter zu nehmen. So fand das Treffen nach Medienberichten nicht im Oval Office, sondern in einem anderen Raum statt. Die Medien waren ausgeschlossen.
Bei der Begegnung am Samstag habe der Präsident seine "starke Unterstützung für die Bewahrung der einzigartigen religiösen, kulturellen und sprachlichen Traditionen der Tibeter" betont, teilte das Weiße Haus mit. Wie es weiter hieß, würdigte der Präsident den Einsatz des Dalai Lama für einen gewaltlosen Dialog mit China und für einen politischen "Mittelweg". Obama habe die amerikanische Position bekräftigt, nach der Tibet ein Teil der Volksrepublik China sei und die USA eine Unabhängigkeit nicht unterstützten.
Der Dalai Lama hält sich für rund zehn Tage in Washington auf. Vor Obama war er bereits mit dem republikanischen Präsidenten des Abgeordnetenhauses, John Boehner, und der demokratischen Fraktionschefin Nancy Pelosi zusammengetroffen. Auch das hatte schon in Peking Kritik ausgelöst.
dpa/jp - Bild: Jim Jo Scalzo (epa)