Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte am Donnerstag die Bundesregierung aufgefordert, in der Sache Estemirowa Druck auf Russland auszuüben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse bei ihrem Treffen mit Kremlchef Dmitri Medwedew Anfang nächster Woche in Hannover den Fall ansprechen.
In Moskau gab die Ermittlerbehörde Rache als mögliches Mordmotiv an. Demnach sollen Baschajew und seine Leute die Bürgerrechtlerin wegen deren Veröffentlichungen über Baschajew in der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" getötet haben. Für das Blatt hatte auch die regierungskritische Reporterin Anna Politkowskaja bis zu ihrer Ermordung im Oktober 2006 gearbeitet. Baschajew wurde laut Medienberichten Ende 2009 bei einem Anschlag getötet.
Die Menschenrechtsorganisation Memorial forderte die Ermittler auf, weitere Spuren zu verfolgen. Die bisherigen Ansätze seien nicht nachvollziehbar. Memorial-Leiter Oleg Orlow hatte den kremltreuen tschetschenischen Republikchef Ramsan Kadyrow mit dem Mord in Verbindung gebracht. Menschenrechtler kritisieren seit langem, dass die Ermittler eine Beteiligung von Kadyrows Leuten an dem Fall nicht prüfen. Experten bemängeln zudem, dass die DNA-Spuren am Tatort nicht mit Verdächtigen abgeglichen würden.
Memorial hält die Version der Ermittler für konstruiert, wie es in einer Mitteilung in Moskau hieß. Auch sei Material gegen Baschajew nicht unter Estemirowas Namen veröffentlicht worden. Vielmehr habe sich die Arbeit der bekanntesten Menschenrechtlerin im Nordkaukasus immer wieder direkt gegen die Behörden gerichtet.
Estemirowas Leiche war am 15. Juli 2009 mit Schusswunden in der Teilrepublik Inguschetien gefunden worden. Die Ermittlungen sollen im November dieses Jahres abgeschlossen werden.
dpa/rkr