Entlastet in des Sex-Affäre, politisch wieder im Aufwind: Dominique Strauss-Kahn findet bei seinen französischen Landsleuten wieder Rückhalt. Knapp die Hälfte der Franzosen (49 Prozent) wünschten sich nach einer Umfrage Strauss-Kahn gern in die Pariser Machtzentren zurück, 45 Prozent sprachen sich dagegen aus.
Die Zeitung "Le Parisien" (Sonntag) hatte die Umfrage in Auftrag gegeben. Bei den Anhängern der Linken hofften gar 60 Prozent, dass der ehemalige Favorit der Sozialisten für die Präsidentenwahl im kommenden Jahr wieder zurückkehrt. Strauss-Kahn selbst hält sich zu seinen Plänen bedeckt.
Die schwierige Übersetzung eines in einem westafrikanischen Dialekt geführten Telefongesprächs verzögerte wohl die Freilassung von Strauss-Kahn wohl um Wochen. Die Hinweise, die letztlich zur Entlassung des Ex-Währungsfondschefs aus dem strengen Hausarrest führten, lagen nach Angaben der "New York Times" erst am vergangenen Mittwoch vor. Dann sei das Telefonat des angeblich angegriffenen Zimmermädchens mit einem kriminellen Freund übersetzt gewesen - mehr als sechs Wochen, nachdem es aufgezeichnet worden war.
Staatsanwaltschaft von Inhalt des Gesprächs alarmiert
Das Gespräch sei 28 Stunden nach dem angeblich erzwungenen Oralsex geführt worden. Die 32-Jährige habe einen Freund angerufen, der wegen Drogenschmuggels in Arizona in Haft sitzt. Beide hätten sich auf Fulani, "einem einzigartigen Dialekt" aus ihrer Heimat im westafrikanischen Guinea, unterhalten. Dabei sollen sie darüber gesprochen haben, Geld aus der Begegnung zu schlagen. "Dabei sagte sie so etwas wie "Keine Angst, der Typ hat eine Menge Geld. Ich weiß, was ich tue"", zitiert das Blatt den Ermittler.
Die Staatsanwaltschaft sei von dem Inhalt des Gesprächs alarmiert gewesen, schrieb das Blatt am Samstag unter Berufung auf einen Ermittler. Am Donnerstag hatte die Staatsanwaltschaft Richter und Verteidigung informiert. Tags darauf hob ein Gericht in New York den strengen Hausarrest Strauss-Kahns auf.
Das Telefon-Protokoll sei nur das letzte Element in einer Serien von Ungereimtheiten gewesen. Unmittelbar nach der Tat habe sich die Frau noch als "sehr fromme, demütige muslimische Frau" bezeichnet, "eine scheinbar ideale Zeugin", schreibt das Blatt. Sie habe aber bei ihrem Asylantrag über eine angebliche Vergewaltigung in ihrer Heimat ebenso gelogen wie über ihre finanziellen Verhältnisse. So soll der kriminelle Freund immer wieder Geld auf ihr Konto eingezahlt haben, insgesamt um die 100.000 Dollar (69.000 Euro).
Der Fall ist zwar noch nicht abgeschlossen und Strauss-Kahn steht nach wie vor unter Anklage. Das könnte auch ein Hindernis sein, wieder in die Politik einzusteigen. Allerdings sprach sich bei den Sozialisten Ex-Parteichef François Hollande dafür aus, den Meldetermin für die Vorwahl eines sozialistischen Kandidaten am 13. Juli um Wochen zu verschieben. Strauss-Kahn hat am 18. Juli den nächsten Gerichtstermin in New York.
Verfahren rasch zum Ende
Allerdings mehren sich Stimmen, dass das Verfahren rasch zum Ende kommt. "Der Fall ist einen Schritt näher an der Einstellung", schrieb die "New York Times" am Samstag. Es gebe zu viele Lücken in der Glaubwürdigkeit der Frau. "Der Fall ist vorbei. Oder er sollte zumindest vorbei sein", schrieb das "Wall Street Journal". Dem Fernsehsender CBS sagte die Rechtsexpertin und frühere Staatsanwältin Sunny Hostin, die Sache sei quasi beendet: "Der Staatsanwalt hat die Anklage noch nicht fallengelassen, aber ich erwarte das bald."
Nach seiner Freilassung aus dem Hausarrest will sich Strauss-Kahn in der Öffentlichkeit bedeckt halten. "Er wird sich äußern, wenn jeglicher Verdacht beseitigt ist", sagte sein französischer Anwalt Jean Veil am Freitagabend dem Fernsehsender BFM TV.
Seinen ersten Abend in Freiheit feierte der Franzose mit einem angeblich 700 Dollar (480 Euro) teuren Essen. Nach Angaben der "New York Daily News" speiste der Franzose mit seiner Frau und einem weiteren Ehepaar in einem italienischen Restaurant in der Upper East Side, in dem auch Madonna gerne isst. Nach Angaben des Blattes gab es zunächst Pasta mit schwarzen Trüffeln, dazu einen Pinot Grigio. Als Hauptgang wurde Wolfsbarsch serviert.
"Das waren sehr freundliche, fröhliche Menschen", zitieren die "Daily News" den Koch. Eine Besucherin wunderte sich über die Sorgfalt, mit der das Restaurant die prominenten Gäste umhegte. "Der Service, den sie genossen, war unglaublich. Jedesmal, wenn etwas serviert wurde, waren da fünf oder sechs Kellner", sagte Silvia Grottola, die am Nebentisch saß.
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