Die griechische Küstenwache hat einen der Kapitäne der neuen Gaza-Flotte festgenommen. Der US-Amerikaner habe versucht, trotz eines Verbots der griechischen Regierung mit seinem Schiff "Audacity of Hope" und knapp 50 Passagieren an Bord am Samstag aus dem Hafen Keratsini in der Nähe von Piräus auszulaufen, berichtete der staatliche griechische Rundfunk.
Seit einer Woche hatten Aktivisten aus zahlreichen Staaten sich darauf vorbereitet, von verschiedenen Mittelmeerhäfen aus mit einer Flotte Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Die Schiffe und Boote der neuen Gaza-Flotte befinden sich in kleineren Häfen nahe Piräus sowie auf den Inseln Kreta und Korfu. Einige Schiffe sollten auch aus anderen Mittelmeerstaaten, darunter Frankreich und der Türkei, losfahren.
Vier belgische Aktivisten der Gaza-Flotte haben unterdessen angekündigt, dass sie alles tun werden, um Hilfsgüter per Schiff nach Gaza zu bringen. Wie die Nachrichtenagentur Belga berichtet, wollen sie am Montag einen neuen Versuch unternehmen, Griechenland zu verlassen. Die vier Belgier befinden sich zur Zeit auf dem Schiff "Tahrir", das im Hafen von Kreta liegt. Auf einem anderen Schiff sind zwei weitere Belgier.
Der festgenommene amerikanische Kapitän soll am Dienstag vor Gericht erscheinen. Die Regierung in Athen hatte den Aktivisten am Freitag verboten, von Griechenland aus Richtung Gaza in See zu stechen. Zur Begründung hieß es, Israel habe vor dem Gazastreifen eine Verbotszone für Schiffe verhängt.
"Es tut mir weh. Ich bin traurig und verärgert", sagte eine der Passagiere der "Audacity of Hope", Heidi Epstein, dem griechischen Fernsehsender Mega nach der Festnahme des Kapitäns. "Ich möchte nach Gaza fahren", fügte die Holocaust-Überlebende hinzu. Andere Aktivisten hielten Athen eine Verletzung des Seerechts vor. "Wir sind nicht Menschen, die so leicht aufgeben", sagte eine von ihnen im Fernsehen.
Nahost-Quartett mahnt Gaza-Flotille
Das Nahostquartett aus UN, EU, Russland und den USA forderte die Aktivisten auf, nicht auszulaufen. "Wir bitten mit Nachdruck alle, die helfen wollen, die erprobten Kanäle zu wählen. Dann können die Hilfsgüter kontrolliert werden und über den Landweg ihr Ziel erreichen", heißt es in einer am Samstag bei den Vereinten Nationen in New York verbreiteten Erklärung. "Das Quartett ruft alle Regierungen auf, mit ihrem Einfluss weitere Aktionen zu verhindern. Andernfalls wird das Leben der Beteiligten riskiert und eine Eskalation der Lage hingenommen."
Bereits am Freitag hatte Vangelis Pissias, ein Sprecher der Aktivisten, erklärt: "Wir werden versuchen auszulaufen". Er warnte die Athener Regierung davor, Griechenland "in eine Art zweites Gaza" zu verwandeln. Das griechische Außenministerium hatte bereits Anfang vergangener Woche alle griechischen Bürger und die Besatzungen griechischer Schiffe davor gewarnt, an der Aktion teilzunehmen.
Schon 2010 hatte eine Gaza-Hilfsflotte versucht, die israelische Seeblockade des palästinensischen Gazastreifens zu durchbrechen. Dabei waren neun türkische Aktivisten bei der Erstürmung eines Hilfsschiffes von einem israelischen Kommando getötet worden.
Der schwedische Schriftsteller Henning Mankell kritisierte Griechenland und Israel wegen der Blockade der Gaza-Hilfsflottille scharf. Den Israelis sei es gelungen, die illegale Blockade des Gaza-Streifens an die Griechen "outzusourcen", sagte Mankell dem Online-Magazin stern.de. Sollte es bei der Behinderung durch die Griechen bleiben, müsse man andere Formen des Protestes gegen die Behandlung der Palästinenser finden, sagte Mankell, der die Flottille erneut unterstützt.
belga/dpa/est - Bild: Griechische Küstenwache