Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat in einer Rede an Tausende seiner Anhänger damit gedroht, den Krieg nach Europa zu tragen. Sollte die Nato ihre Angriffe nicht einstellen, dann könnten die Libyer wie Heuschrecken über Europa herfallen. Die Nato bombardiert unterdessen weiter Ziele in Tripolis.
"Eure Häuser, Büros, Familien würden legitime militärische Ziele werden, so wie Ihr unsere Häuser angegriffen habt", zitierte die britische BBC den libyschen Machthaber. Wenn sich die Nato nicht zurückziehe, werde das großartige libysche Volk den Staaten des Bündnisses eine "Katastrophe" bescheren, drohte er weiter in einer Audio-Botschaft an Pro-Gaddafi-Demonstranten, die sich am Freitag auf dem Grünen Platz in Tripolis versammelt hatten. Der BBC-Reporter sprach von einer der größten Kundgebungen in Tripolis seit langem.
Clinton fordert Gaddafi erneut zum Rücktritt auf
US-Außenministerin Hillary Clinton hat am Samstag in Spanien erneut den Rücktritt des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi gefordert. Statt dem Westen mit Militäranschlägen zu drohen, sollte Gaddafi die Attacken gegen die eigene Bevölkerung einstellen und den Übergang zu einer demokratischen Ordnung auf den Weg bringen, sagte Clinton nach Gesprächen mit ihrer spanischen Amtskollegin Trinidad Jiménez. Die amerikanische Außenministerin beendet am Nachmittag ihren eintägigen Spanien-Besuch nach Gesprächen mit König Juan Carlos, Ministerpräsident Rodríguez Zapatero und dem konservativen Oppositionsführer Mariano Rajoy.
Clintons Spanien-Besuch war der erste seit ihrem Amtsantritt. Zuletzt hatte ihre Vorgängerin Condoleezza Rice im Jahr 2007 Spanien besucht. Damals waren die Beziehungen zwischen Madrid und Washington stark abgekühlt. Der damalige US-Präsident George W. Bush war verärgert, als der sozialistische Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero kurz nach seiner Amtseinführung im April 2004 den Rückzug der spanischen Truppen aus dem Irak ankündigte.
In Washington erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Mark Toner, die USA würden die Drohungen ernst nehmen. Gaddafi sei sicher jemand, der diese Drohungen umsetzen könne, zitierte ihn der Nachrichtensender CNN am Samstag. Das mache ihn so gefährlich. Allerdings neige der libysche Machthaber auch zu rhetorischen Übertreibungen.
Den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und den französischen Präsidenten Nicholas Sarkozy bezeichnete Gaddafi in seiner teils wirren Rede jeweils als "mein armer Freund". US-Präsident Barack Obama nannte er "meinen Sohn". "Oh Welt, höre die Stimme des freien Volkes", rief Gaddafi. Er sagte: "Dies ist ein historischer Tag."
Nato greift weiter Ziele in Libyen an
Die Nato setzte nach einem BBC-Bericht ihre Angriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis fort. Am Freitagabend sei eine Serie von Explosionen zu hören gewesen. Es sei Rauch aufgestiegen. Über Schäden wurde nichts bekannt.
Wie die Militärallianz am Freitagabend auf ihrer Internetseite mitteilte, erhöhte sie in den vergangenen Tagen mit Angriffen auf Ziele in Westlibyen weiter den Druck auf das Regime. Seit dem 27. Juni seien mehr als 50 militärische Ziele in dieser Region zerstört worden, hieß es in der Mitteilung.
Die libyschen Aufständischen, die im Juni von Frankreich Waffen per Fallschirm geliefert bekommen hatten, sprechen seit Wochen von Plänen für einen Vormarsch bis zur Hauptstadt Tripolis. Der Internationale Strafgerichtshof hat gegen Gaddafi, seinen Sohn Saif al-Islam und den Geheimdienstchef Haftbefehle erlassen.
dpa/est - Mohamed Messara (epa)