Vor dem Völkermord-Tribunal in Kambodscha hat der mit Spannung erwartete zweite Prozess gegen Verantwortliche des Rote-Khmer-Regimes begonnen. Sie sind unter anderem wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.
"Bruder Nummer zwei", Pol Pots Stellvertreter Nuon Chea, sagte, er sei "nicht glücklich mit dem Verfahren". Dann verlangte er durch seinen Anwalt die Einstellung des Prozesses und verließ aus Protest den Saal. Er wurde zurück in seine Zelle gebracht.
Unter der fast vierjährigen Herrschaft der roten Khmer kamen in den 1970er Jahren mehr als 1,8 Millionen Menschen ums Leben - durch Folter, Hinrichtung, Zwangsarbeit und Hungersnöte. Die juristische Aufarbeitung scheiterte zunächst am Bürgerkrieg. Später, weil Kambodscha zum Spielball der Weltmächte wurde, und schließlich am Widerstand der kambodschanischen Regierung.
Die roten Khmer unter Pol Pot wollten das jahrelang durch Bürgerkrieg und amerikanische Bomben geschundene Kambodscha 1975 zu einem kommunistischen Bauernstaat machen. Sie schafften das Geld ab und zwangen sämtliche Stadtbewohner zur Arbeit auf den Feldern. Das Regime wurde nach der Machtübernahme 1975 aber zunehmend paranoid und verdächtigte bald Hunderttausende Menschen als Verräter.
In einem ersten Prozess war im vergangenen Jahr bereits der Chef des berüchtigten Foltergefängnisses S21 oder Toul Sleng zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Verglichen mit den jetzigen Angeklagten war Kaing Guek Eav alias Duch aber ein kleiner Fisch. Er hat Berufung gegen das Urteil eingelegt.
dpa/jp/km - Bild: Mark Peters (epa)