Mehr als zwei Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs steht der Siegerentwurf für den Neubau fest. Eine Jury aus Experten und Politikern entschied sich am Wochenende für den Entwurf des Architektenbüros Waechter + Waechter aus Darmstadt.
Der Neubau soll bis 2015 verwirklicht werden, die Kosten sind auf 86 Millionen Euro veranschlagt. An dem Wettbewerb hatten sich nach Angaben der Stadt vom Sonntag 40 nationale und internationale Architektenteams beteiligt. Der erste Preis war mit 62.5000 Euro dotiert.
Das neue Archiv, das das modernste und sicherste Europas werden soll, wird nicht am alten Standort an der Severinstraße realisiert, sondern in etwas größerer Entfernung vom Stadtzentrum im Stadtteil Neustadt-Süd. Das alte Archiv war im März 2009 durch Pannen beim U-Bahn-Bau eingestürzt. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben, die bis zu 1000 Jahre alten Archivalien wurden großenteils beschädigt.
"Schatzhaus" - offen und einladend
Der Siegerentwurf sieht einen Komplex vor, in dessen Mitte sich ein sogenanntes "Schatzhaus" mit dem Magazin des Stadtarchivs erhebt. In der deutlich niedrigeren Bebauung um den Mittelpunkt herum sind Werkstätten und Verwaltungsgebäude sowie eine Kunst- und Museumsbibliothek untergebracht. An die Sicherheit der Magazinräume werden den Angaben zufolge baulich und klimatisch höchste Anforderungen gestellt, um größtmöglichen Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, Vandalismus, Diebstahl und Naturkatastrophen zu gewährleisten.
Das lichtdurchflutete Foyer des Hauses soll sich großzügig zu einem Vorplatz hin öffnen. Das alte Archiv sah aus wie ein Bunker und wirkte dementsprechend abweisend, das neue soll einen offenen und einladenden Eindruck machen. Auf kürzestem Wege, so heißt es in der Planung, werden die Besucher über eine mehrgeschossige Halle die Lesesäle erreichen. Ausstellungsflächen und ein Vortragssaal liegen zwischen der Halle und einem baumbestandenen Innenhof.
Zurzeit befindet sich ein Teil der Archivbestände im Lager eines Möbelhauses am Stadtrand von Köln, der Rest ist über 19 andere Archive verteilt. 85 Prozent der Kölner Archivalien sind bei dem Einsturz beschädigt worden. Das Ausmaß reicht von "leicht zerknittert" bis zu "zerschnipselt". Insgesamt geht es um 35 Kilometer Regalbestände. Für die Restaurierung aller Dokumente werden nach Angaben der Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia 30 bis 40 Jahre nötig sein. Viele Dokumente vor allem aus dem Mittelalter haben internationale Bedeutung, weil Köln damals eine der größten und reichsten Städte Europas war.
dpa/rkr/km - Archivbild: epa