In Griechenland dauern die Proteste gegen den Sparkurs der Regierung unvermindert an. Rund 5000 Demonstranten versammelten sich in der Hauptstadt Athen.
Um den drohenden Finanzkollaps des Landes doch noch abzuwenden, kommen am Sonntagabend erneut die Eurofinanzminister zusammen. Neben einem zusätzlichen Notpaket von bis zu 120 Milliarden Euro geht es um die Freigabe einer für Mitte Juli geplanten Hilfszahlung von 12 Milliarden Euro der Europäer und des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus dem bisherigen Hilfspaket.
Sollte das Geld nicht fließen, wäre Griechenland pleite. Teilnehmer des zweitägigen Treffens ist auch der neue griechische Finanzminister Evangelos Venizelos.
Papandreou stellt Vertrauensfrage
Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat im Parlament die Vertrauensfrage gestellt. Griechenland befinde sich an einem Scheideweg, sagte Papandreou am Sonntag. "Ich fordere, das Vertrauen des Parlaments in die neue Regierung zu erneuern." Die Abstimmung über die Vertrauensfrage ist für die Nacht zum Mittwoch geplant. Die regierenden Sozialisten haben im griechischen Parlament eine kleine Mehrheit von 155 der 300 Abgeordneten.
Das Problem mit den griechischen Schulden ist nach den Worten Papandreous nicht zu Ende. Das Land müsse sich jetzt darauf konzentrieren, zusammen mit den Partnern in der EU einen "plötzlichen Tod", den Staatsbankrott, abzuwenden. Dies könne nur mit Einwilligung aller politischen und sozialen Kräfte des Landes geschehen.
Papandreou hatte am Freitag unter dem Druck innerparteilicher Kritik und zahlreicher Demonstrationen die Regierung umgebildet.
Umfrage: Fast jeder zweite Grieche gegen Sparen
Knapp die Hälfte der Griechen (47,5 Prozent) lehnt nach einer aktuellen Umfrage das vom Ausland geforderte Sparprogramm zur Rettung des Schuldenstaates ab. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kapa Research, die die Athener Sonntagszeitung "To Vima" veröffentlichte.
Das neue Sparprogramm sieht Einsparungen, Kürzungen der Gehälter und indirekte Steuern in Höhe von mehr als 28 Milliarden Euro vor. Weitere 50 Milliarden Euro sollen durch Privatisierungen und den Verkauf von Staatsimmobilien in die Staatskassen fließen. Das Programm ist Voraussetzung, damit Griechenland die nächste Tranche der Hilfszahlungen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Höhe von zwölf Milliarden Euro bekommt. Ohne das Geld ist Griechenland schon im Juli pleite.
Die EU-Mitgliedschaft bewerteten mehr als drei Viertel der Befragten (79,8 Prozent) als positiv. Über 70 Prozent wünschen sich laut dem Ergebnis, dass eine Regierung aus mehreren Parteien die Führung des Landes in diesen Krisenzeiten übernimmt.
dpa/rkr/km - Bild: Alexandros Beltes (epa, 13. Juni)