Die EHEC-Ermittler haben einen neuen Rückschlag erlitten. Die von einem Patienten aus Hamburg abgegebene Sprossen-Probe ist EHEC-frei. Der 42-jährige Hamburger hatte das Sprossengemüse eines inzwischen gesperrten Hofs in Niedersachsen im Kühlschrank vergessen. Die mehrere Wochen alte Packung hätte den Behörden dabei helfen können, die Infektionsquelle zweifelsfrei nachzuweisen.
Erste Laborproben aus dem betroffenen Hof in Bienenbüttel waren am Montag ebenfalls negativ ausgefallen. Der Betrieb ist in Verdacht geraten, weil er zahlreiche Lokale und Kantinen beliefert hatte, von denen Gäste erkranken. Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) ist trotzdem der Ansicht, dass der Hof als eine Quelle für die EHEC-Epidemie infrage kommt.
Seinen Angaben zufolge war im Mai eine dritte Mitarbeiterin des Gärtnerhofs vermutlich an EHEC erkrankt, ist inzwischen aber wieder gesund. Bisher war nur die EHEC-Erkrankung einer Mitarbeiterin bekannt, eine zweite litt ebenfalls unter Durchfall. Auch zwei EHEC-Fälle in Cuxhaven wiesen Verbindungen zu dem Biohof auf, sagte Lindemann der dpa.
Europäische Bauern können mit Entschädigungen von mindestens 150 Millionen Euro rechnen - die Summe wird aber voraussichtlich noch höher ausfallen. Die EU-Agrarminister einigten sich in Luxemburg grundsätzlich auf Hilfen für betroffene Gemüsebauern. "Viele Mitgliedsstaaten haben aber gefordert, diese Summe zu erhöhen", sagte EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos nach einem Sondertreffen. "Ich habe mich daher verpflichtet, die Zahl nochmal durchzurechnen." Die Sonderhilfe wird nach den Worten Ciolos zu 100 Prozent aus EU-Töpfen finanziert werden.
Experten aus dem Ausland?
Im Rahmen der EHEC-Krise hat EU-Gesundheitskommissar Dalli die deutschen Behörden zu einer engen Zusammenarbeit mit ausländischen Experten aufgefordert. Der Tageszeitung "Die Welt" sagte Dalli , es sei wichtig, dass alle zusammenarbeiten und ihr Fachwissen teilen, um den Ausbruch von EHEC möglichst schnell zu beenden. Nach Informationen des Blattes erwarten EU-Kreise vor allem, dass Deutschland Experten aus den USA und Japan bei der Suche nach der Quelle des EHEC-Erregers hinzuzieht.
Derzeit sind in Deutschland rund 3000 EHEC-Fälle und -Verdachtsfälle registriert. Mindestens 21 Menschen sind nach Angaben von Behörden gestorben. In den besonders betroffenen Ländern Hamburg und Niedersachsen flachte der Anstieg der Infektionszahlen ab. Dagegen ist die Zahl der Menschen, die sich in Schleswig-Holstein mit dem Darmkeim ansteckten, innerhalb eines Tages um fast 100 auf 676 gestiegen. Außerhalb Deutschlands gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt schon über 100 EHEC und HUS-Fälle. Bei HUS kann es unter anderem zu Nierenversagen kommen.
Das RKI nennt mehrere Gemüsesorten als mögliche EHEC-Träger. Die erste Patientenbefragung, die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko nach dem Verzehr von Tomaten, Gurken und Salat gezeigt habe, sei durch weitere Untersuchungen bestätigt worden. Nur wenige Erkrankte hätten angegeben, Sprossen gegessen zu haben. "Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist es möglich, dass mehrere Gemüsesorten Überträger des EHEC-Bakteriums sind." Eine neue Studie frage nun speziell auch nach dem Verzehr von Salatzutaten inklusive Sprossen.
dpa/est/km - Bild: Ingo Wagner (epa)