Die Nato hat ihre Angriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis nach Medienberichten auch in der Nacht zum Mittwoch fortgesetzt. Wie der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira am frühen Morgen berichtete, waren wieder schwere Explosionen zu hören.
Ziel der Attacken sei offenbar erneut der Stützpunkt Bab al-Asisija gewesen, auf dem auch das Anwesen von Machthaber Muammar al-Gaddafi liegt. Die Nato hatte das Gelände bereits am Dienstag massiv bombardiert. Augenzeugen berichteten von mindestens 25 Luftangriffen.
Am Dienstagabend meldete sich Gaddafi mit einer Audiobotschaft zu Wort. "Ich bleibe in Tripolis, tot oder lebendig", sagte er in der knapp fünfminütigen Ansprache, die das libysche Staatsfernsehen ausstrahlte. "Eine Viertelmillion Libyer kämpfen für die Freiheit des Landes", sagte er weiter. "Wir haben keine Angst, und wir sind stärker als eure Raketen und eure Artillerie."
Bereits nach dem Bombardement am Dienstag war auf dem Stützpunkt Bab al-Asisija Feuer ausgebrochen. Augenzeugen berichteten von einer riesigen schwarzen Rauchwolke, die über dem Gelände aufgestiegen sei. Außerdem seien in Tripolis der Sitz der Revolutionskomitees, ein palastartiges Gebäude und eine Wacheinheit angegriffen worden.
Juppé: Gespräche machen Fortschritte
Unabhängig vom Nato-Militäreinsatz kommen nach Angaben des französischen Außenministers Alain Juppé die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung der Libyen-Krise voran. Seine Regierung arbeite auf eine "echte Waffenruhe" mit einem Rückzug von Gaddafis Truppen und einer UN-Überwachung hin, sagte er am Dienstag bei den Vereinten Nationen in New York.
Der UN-Sonderbeauftragte für Libyen, Jordaniens früherer Außenminister Abdul Ilah Khatib, werde diese Woche von seinen Vermittlungsgesprächen berichten, sagte Juppé. Khatib war am Wochenende nach Tripolis geflogen und soll am Donnerstag am Treffen der Kontaktgruppe für den Libyenkonflikt in Abu Dhabi teilnehmen. Dort will Frankreich nach Worten Juppés Vorschläge für eine Waffenruhe und für Gaddafis Rückzug von allen politischen und militärischen Aufgaben vorlegen.
Unterdessen verschärft die Europäische Union ihre Sanktionen gegen Libyen. Sechs unter Kontrolle des Gaddafi-Regimes stehende Häfen, darunter Tripolis, Ras Lanuf und Brega, werden für Lieferungen aus der EU und in die Europäische Union gesperrt. Das habe der Rat der EU am Dienstag im schriftlichen Verfahren vereinbart. Ausgenommen sind lediglich Lieferungen im Rahmen humanitärer Hilfe.
dpa/est/km - Archivbild: Mohamed Messara (epa)