Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat von den Staaten des Bündnisses mehr militärischen Einsatz in Libyen gefordert. "Ich rufe zu einer breiten Unterstützung für unseren Einsatz in Libyen auf", sagte er am Montag in Brüssel. Nachdem die Nato den Einsatz gegen die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi bis Ende September verlängert habe, müssten sich nun möglichst viele Nato-Staaten auch tatsächlich daran beteiligen.
"Natürlich beginnen einige der Verbündeten, die von Anfang an die Last getragen haben, jetzt zu fragen, ob es nicht möglich wäre, die Beteiligung ein bisschen zu verbreitern", sagte Rasmussen. Bei einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister am Mittwoch werde er um mehr Mitwirkung der Nato-Mitglieder bitten: "Das ist ja der Kern des Bündnisses, dass diejenigen, die über bestimmte Fähigkeiten verfügen, diese auch tatsächlich zu Verfügung stellen." An den Kampfeinsätzen nehmen nur neun der 27 Nato-Staaten teil. Acht andere beteiligen sich unterstützend.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bekräftigte am Montag die deutsche Absage an ein militärisches Engagement in Libyen. "Diese Haltung der Bundesregierung ist unverändert", sagte er in Berlin. Deutschland sei aber bereit, humanitäre Hilfe zu leisten, in den Wiederaufbau des Landes zu investieren und die politischen Bemühungen um eine Lösung des Konflikts zu unterstützen. US-Präsident Barack Obama hatte Deutschland in einem am Wochenende veröffentlichten Zeitungsinterview indirekt aufgefordert, mehr für Libyen zu tun.
Die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi lieferten sich unterdessen heftige Gefechte im Westen des Landes. Eine deutsche Mitarbeiterin der Organisation Ärzte ohne Grenzen, die im Krankenhaus der Stadt Al-Sintan Hilfe leistet, sagte, am Montag seien in der Stadt zwei Zivilisten ums Leben gekommen, als eine Rakete ihr Haus traf. Die Regimegegner meldeten Kämpfe auch aus Al-Sawija und aus einem Gebiet nahe der Grenze zu Tunesien. Augenzeugen in der Hauptstadt Tripolis berichteten, das Gebäudes des staatlichen Rundfunks sei bei einem Nato-Luftangriff beschädigt worden.
Aus libyschen Regierungskreisen verlautete, der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou sei am Sonntag in Tripolis erwartet worden. Sein Besuch sei von der griechischen Seite aber kurzfristig verschoben worden.
Ziel des geplanten Treffens zwischen Papandreou und der libyschen Führung, für das es noch kein neues Datum gebe, sei der Kauf von Grundnahrungsmitteln und Medikamenten im Wert von 20 Milliarden US-Dollar. Bezahlt werden sollten diese Güter mit libyschen Geldern, die auf Konten im Ausland eingefroren worden waren. Die Lieferungen sollten Libyern in allen Landesteilen zugutekommen.
dpa/sh/sr - Archivbild: Tobias Hase (epa)