Der Linksnationalist Ollanta Humala (48) hat die Stichwahl um das peruanische Präsidentenamt inoffiziellen Hochrechnungen zufolge mit rund 52 Prozent überraschend deutlich gewonnen. Seine rechtskonservative Widersacherin Keiko Fujimori (36) kam demnach bei der Wahl am Sonntag (Ortszeit) auf etwa 48 Prozent. Letzte Umfragen vor der Wahl hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorausgesagt. Peru dürfte damit vor einem erheblichen Wandel seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik stehen und sich statt der USA künftig eher Brasilien als Vorbild nehmen.
Schon die direkt nach der Schließung der Wahllokale veröffentlichten Prognosen hatten Humala als künftigen Präsidenten gesehen. Auch erste offizielle Teilergebnisse bestätigten diesen Trend. Seine Anhänger feierten bereits den als sicher geltenden Sieg.
Fujimori, die Tochter des wegen Menschenrechtsverbrechen inhaftierten früheren Präsidenten Alberto Fujimori (1990-2000), agierte vorsichtig: "Wenn die offiziellen Ergebnisse die (vorläufigen) Zahlen bestätigen, werde ich als erste diese Ergebnisse anerkennen", versprach sie vor Anhängern in der Hauptstadt Lima.
Chiles konservativer Präsident Sebastián Piñera gratulierte hingegen bereits Humala zu dessen Erfolg. Die Wahl verlief trotz der Polarisierung im Wahlkampf ruhig. Noch am Vortag hatten jedoch maoistische Rebellen vom "Leuchtenden Pfad" (Sendero Luminoso) im Süden des Landes fünf Soldaten getötet und vier verletzt, die Wahllokale beschützen sollten.
Peru: acht Prozent Wachstum, 34 Prozent Armut
Der Ausgang der Wahl wurde vor allem von Stimmen der politisch gemäßigten Mitte entschieden. Deren Kandidaten waren in der ersten Runde am 10. April ausgeschieden, weil sie sich nicht auf eine gemeinsame Kandidatur einigen konnten. Amtsinhaber Alan García durfte laut Verfassung nicht für eine zweite Amtszeit in Folge antreten.
Um die Wähler der Mitte für sich zu gewinnen, bemühte sich der frühere Oberstleutnant Humala den Vorwurf zu entkräften, er stehe dem linksgerichteten venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez nahe. Statt dessen suchte er nun den Schulterschluss mit dem in Peru wesentlich populäreren Ex-Präsidenten Brasiliens, Luiz Inácio Lula da Silva. Da Humala über keine Mehrheit im Parlament verfügt, wird er voraussichtlich eine Politik punktueller Allianzen mit den Abgeordneten der drei politischen Gruppierungen der politischen Mitte betreiben müssen.
Humala wird ein Land mit einem zwar kräftigen Wirtschaftswachstum von rund acht Prozent jährlich, aber auch zugleich einer Armutsquote von 34 Prozent übernehmen. Umstritten ist vor allem, wie die hohen Einnahmen aus dem boomenden Bergbau zur effektiveren Bekämpfung der Armut eingesetzt werden sollen, ohne die Konjunktur zu gefährden. Auf wachsenden Widerstand treffen der Bergbau und die Ölförderung auch wegen massiver Umweltzerstörung.
dpa/est/km - Bild: Paolo Aguilar (epa)