Serbiens Justizministerin Malovic teilte mit, Mladic sitze im Flugzeug auf dem Weg in die Niederlande. Ziel der Sondermaschine der Regierung ist Rotterdam, wo er am Abend erwartet wird.
Der ehemalige Militärchef der bosnischen Serben im Bürgerkrieg war am letzten Donnerstag nach fast 16-jähriger Flucht verhaftet worden. Ihm werden die schwersten Kriegsverbrechen seit 1945 in Europa vorgeworfen.
Die Polizei hatte zuvor aus Sicherheitsgründen ein Verwirrspiel organisiert. Insgesamt drei Kolonnen mit Polizei-Jeeps hatten im Abstand von einer Stunde das Gericht in Belgrad verlassen, in dem der 69-Jährige seit seiner Verhaftung in einer Zelle saß.
Zuvor hatte Mladic das Grab seiner Tochter Anna besucht. Die damals 24-jährige Medizinstudentin hatte sich im März 1994 mit der Pistole ihres Vaters umgebracht. Nach Medienberichten soll sie aus Gram über die Gräueltaten ihres Vaters gehandelt haben. Mladic selbst hatte immer von Mord gesprochen.
Die letzten Stunden vor seiner Abreise verbrachte er mit seinen engsten Verwandten. Sein Sohn Darko sowie die Enkelkinder waren bei ihm. Seine Frau Bosiljka hatte ihm einen großen Koffer mit Kleidung und persönlichen Gegenständen mitgebracht.
Der ehemalige Oberkommandierende der bosnischen Serben muss sich wegen Völkermordes vor dem UN-Tribunal verantworten. Unter anderem geht es um die Ermordung von bis zu 8000 muslimischen Männern und Jungen im ostbosnischen Srebrenica im Juli 1995, um Grausamkeiten in Gefangenenlagern, sogenannte ethnische Säuberungen und den jahrelangen Beschuss von Sarajevo mit schweren Waffen, wobei tausende Menschen getötet wurden.
Insgesamt waren im Bosnien-Krieg auf Seiten der Muslime, Kroaten aber auch der Serben insgesamt wenigstens 100 000 namentlich benannte Menschen ums Leben gekommen.
dpa/est