Nach dem Tod mehrerer Kinder durch ein Nato-Bombardement hat die afghanische Regierung ihre Kritik an den verbündeten internationalen Truppen massiv verschärft.
Präsident Hamid Karsai warnte am Dienstag eindringlich davor, dass die Stimmung in der Bevölkerung kippen und sich gegen die Schutztruppe Isaf richten könnte.
"Wenn sie (die Isaf) weiterhin unsere Häuser bombardiert, dann wird ihre Präsenz nicht mehr als Kampf gegen den Terrorismus gesehen, sondern als Einsatz gegen das afghanische Volk", mahnte Karsai. "Für einen solchen Fall hat die Geschichte gezeigt, wie die Afghanen mit Eindringlingen umgehen."
Der afghanische Präsident spielte damit auf mehrere gescheiterte Invasionen in Afghanistan an. Zuletzt war die Sowjetunion Ende der 80er Jahre nach fast zehn Jahren Besatzung am Hindukusch gescheitert.
Die Isaf hatte sich zuvor für die versehentliche Tötung mehrerer Kinder und anderer Zivilisten bei einem Luftangriff in der südafghanischen Provinz Helmand entschuldigt. Nach Angaben der Provinzregierung waren bei dem Bombardement in der Nacht zum Sonntag zwölf Kinder und zwei Frauen getötet worden. Der Isaf-Regionalkommandeur, US-Generalmajor John Toolan, sprach in einer Mitteilung von neun getöteten Zivilisten.
"Das afghanische Volk kann diese Angriffe nicht länger tolerieren", sagte Karsai. Er äußerte sich aber noch nicht zu möglichen Maßnahmen seiner Regierung. Zunächst solle das Thema bei einem Krisentreffen mit Nato-Verantwortlichen am kommenden Sonntag in Afghanistan erörtert werden.
Überführung der Leichen der drei gefallenen Bundeswehrsoldaten
Unterdessen wurden die Leichen der drei in der vergangenen Woche gefallenen Bundeswehrsoldaten nach Deutschland überführt. Ein Airbus der Bundeswehr traf am Montagabend mit den Särgen auf dem Militärflughafen Köln-Wahn ein. Für die Angehörigen wurde eine kurze private Trauerfeier auf dem Flughafen ausgerichtet. Am Freitag will die Bundeswehr in Hannover von den drei Soldaten Abschied nehmen.
Am Samstag waren bei einem Anschlag auf den Gouverneurssitz in der nordafghanischen Stadt Talokan zwei deutsche Soldaten im Alter von 31 und 43 Jahren getötet und sechs verletzt worden. Drei Tage zuvor war ein 33-jähriger Hauptmann bei einem Sprengstoffanschlag auf eine deutsche Patrouille bei Kundus gefallen. Ein weiterer Soldaten wurde verletzt.
Vier der insgesamt sieben Verwundeten wurden am Dienstag nach Deutschland überführt, darunter auch der deutsche Regionalkommandeur der internationalen Schutztruppe Isaf, Generalmajor Markus Kneip, und eine schwer verwundete deutsche Soldatin. Sie sollten in das Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz gebracht werden. Kneip wird wahrscheinlich erst in drei Wochen wieder in den Einsatz zurückkehren.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte bei ihrem Besuch in Neu Delhi, Deutschland und Indien teilten das Ziel, "dass Afghanistan eine sich selbst tragende Sicherheit entwickelt". Eine rein militärische Lösung könne es nicht geben. "Auf unserer Afghanistan-Konferenz wird das Prinzip Übergabe in Verantwortung auch dadurch untermauert sein, dass der politische Prozess im Lande eine Rolle spielen wird." Die internationaleKonferenz soll Anfang Dezember in Bonn stattfinden.
Bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Isaf-Fahrzeug im Osten Afghanistans wurde ein tschechischer Soldat getötet. Das teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag in Prag mit. Auch ein afghanischer Dolmetscher sei ums Leben gekommen.
dpa/ext/sr - Archivbild: epa