Die G8-Staaten wollen den demokratischen Wandel in Nordafrika mit großzügigen Finanzhilfen absichern. Ägypten und Tunesien sollen bis 2013 insgesamt 20 Milliarden Dollar (14 Milliarden Euro) erhalten.
Diese Kreditzusagen machten internationale Förderbanken am Freitag zum Abschluss des G8-Gipfels im französischen Deauville.
Zu den Krediten der Förderbanken an Ägypten und Tunesien kommen nach Angaben von Diplomaten noch weitere Milliardenbeiträge unter anderem der EU und anderer Länder. Diese Gelder wollte der Gipfel jedoch nicht beziffern, hieß es.
Für großzügige Hilfen hatte sich neben US-Präsident Barack Obama vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel eingesetzt. In Ägypten, dem größten arabischen Land, und in Tunesien hatten friedliche Demonstranten ihre Herrscher innerhalb weniger Wochen von der Macht vertrieben. Die Europäer fürchten große Flüchtlingsströme, falls sich die verheerende Wirtschaftslage in den beiden Ländern nicht rasch bessert.
Die G8 bestehen aus den großen Industriestaaten USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien sowie Japan und Russland.
Ein weiteres Gipfelthema war Libyen, wo sich Diktator Muammar al-Gaddafi zwei Monate nach Beginn der Nato-Militäraktion noch immer an der Macht hält. Obama und sein französischer Kollege Nicolas Sarkozy stellten klar, dass die Nato-Luftangriffe weitergehen müssten, bis Gaddafi die Macht abgibt. "Wir sind entschlossen, die Arbeit zu Ende zu bringen", sagte Obama vor Journalisten. Die Nato-Operation mache Fortschritte. Ähnlich äußerte sich Sarkozy: "Die Libyer haben ein Recht auf Demokratie."
Zugleich gab es in Deauville aber auch erste Ansätze, den Konflikt in Libyen durch Vermittlung beizulegen. Russland sei zur Vermittlungstätigkeit aufgefordert worden, ließ der Kreml in Moskau verlauten. "Bei jedem bilateralen Treffen ist dieser Wunsch deutlich geworden", sagte die Sprecherin von Kremlchef Dmitri Medwedew, Natalia Timakowa, nach Angaben russischer Agenturen. Medwedew hatte sich am Rande des Gipfels mit Obama, Sarkozy und dem britischen Premierminister David Cameron getroffen.
Auch der libysche Ministerpräsident Al-Baghdadi Al-Mahmudi habe in einem Telefongespräch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow um Hilfe bei der Vermittlung eines Waffenstillstandes sowie bei Verhandlungen ohne Vorbedingungen gebeten, hieß es weiter. Es gebe eine echte Chance für ein Abkommen, teilte das Außenministerium in Moskau mit.
Die Nato-Luftangriffe auf Libyen hatten vor rund zwei Monaten begonnen. Der UN-Sicherheitsrat erlaubte die Aktion zum Schutz der Zivilbevölkerung, die UN-Vetomacht Russland ermöglichte die Resolution durch Enthaltung.
G8 drohen Syrien mit weiteren Strafmaßnahmen
Damaskus muss nun aber doch kein Einschreiten des UN-Sicherheitsrats befürchten. Die Gewalt des Regimes gegen das syrische Volk und die Einschüchterungen müssten umgehend aufhören, fordern die G8-Staats- und Regierungschefs in der am Freitag veröffentlichten Abschlusserklärung des Gipfels von Deauville.
Es müsse fundamentale politische Reformen geben. Sollte Syrien auf diese Forderungen nicht eingehen, werde man "weitere Maßnahmen erwägen", betonen die G8-Chefs.
In einem Entwurf für die Gipfel-Erklärung war noch davon die Rede gewesen, dass der UN-Sicherheitsrat tätig werden könnte, wenn Syrien nicht auf die G8-Forderungen eingeht. Damit hätte man dem Regime Sanktionen oder ein noch härteres Eingreifen der UN angedroht. Diese Formulierung wurde aber während des Gipfels abgeschwächt - nun ist nur noch von "weiteren Maßnahmen" die Rede, aber nicht mehr von einer Befassung des Sicherheitsrats. Russland hatte sich zuletzt stets gegen eine härtere Gangart gegenüber Syrien ausgesprochen.
dpa/cd/sr - Bild: Stefan Rousseau (epa)