«Im Namen der Republik Serbien teile ich mit, dass Ratko Mladic verhaftet wurde», sagte Serbiens Präsident Boris Tadic in einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Belgrad.
Jetzt könne Serbien «ein unrühmliches Kapitel seiner jüngeren Geschichte» abschließen. Mladic werde in Kürze an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt.
Die wiederholt geforderte Festnahme von Mladic galt als eines der größten Hindernisse bei den Bemühungen Belgrads um eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union.
Entsprechend stellte Tadic klar, dass Belgrad nun als Gegenleistung für die Verhaftung von Mladic einen zügigen EU-Beitritt erwarte. «Ich hoffe, dass jetzt die Türen offen stehen», sagte der Präsident. Die Verhaftung von Mladic öffne auch die Türen für eine Versöhnung auf der gesamten Balkanhalbinsel, sagte Tadic.
Details zur Festnahme wollte Tadic nicht preisgeben. «Das werden die Vertreter der Sicherheitsbehörden tun», sagte er. Der gewöhnlich gut informierte Sender B92 berichtete, Mladic sei im Norden des Landes dingfest gemacht worden.
Der frühere General der bosnischen Serben wird unter anderem für das Massaker von Srebrenica verantwortlich gemacht. Nach der Eroberung der UN-Schutzzone und Muslim-Enklave im Osten Bosniens durch serbische Truppen unter dem Befehl von Mladic wurden damals knapp 8000 muslimische Männer und Jugendliche hingerichtet und in Massengräbern verscharrt. Auch die jahrelange Belagerung von Sarajevo und die vielen Toten in der bosnischen Hauptstadt werden Mladic angelastet, ebenso wie «ethnische Säuberungen» und die Gräuel in Internierungslagern.
«Der Prozess der Auslieferung läuft bereits mit seiner Festnahme», sagte Tadic zur baldigen Überstellung des Ex-Generals an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Dort sitzt bereits Mladics ehemaliger «Vorgesetzter», Serbenführer Radovan Karadzic, seit seiner Festnahme 2008 ein. Karadzic hatte jahrelang in Belgrad als Kräuterdoktor und esoterischer Heilpraktiker unter falschem Namen gelebt.
EU-Reaktionen
In der EU reagierte man mit lobenden Worten auf die Verhaftung von Ratko Mladic. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sprach von einem "guten Signal in Richtung der EU und Serbiens Nachbarn". Für EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle wurde mit der Festnahme des einstigen bosnischen Serbengenerals ein großes Hindernis auf dem Weg Serbiens in die EU aus dem Weg geräumt. Es bleibe aber noch viel zu tun.
Serbien ist ja derzeit nicht mal offiziell Beitrittskandidat. Ob dem Land dieser Status zuerkannt wird, diese Frage wird regelmäßig von der EU-Kommission geprüft. Ein nächster Zwischenbericht wird im Herbst erwartet. Dass der positiver ausfallen wird als nach dem bisherigen Stand, darüber besteht wohl kein Zweifel. Um der EU wirklich greifbar näher zu rücken, bedürfe es aber noch einer Reihe anderer Fortschritte, vor allem in den Bereichen Justiz und Verwaltung. Andere Reformen seien nötig, sagte Füle. Die Liste sei nur um einen Punkt kürzer geworden.
Allerdings weiß man in Brüssel auch: Der serbische Präsident geht mit der Auslieferung von Mladic ein erhebliches innenpolitisches Risiko ein und erwartet jetzt wohl ein Signal aus Brüssel, so Beobachter.
dpa fs - Bild: Drago Vejnovic (epa)