Die Stresstests für die rund 140 europäischen Kernkraftwerke kommen also. Schon im nächsten Monat sollen sie anlaufen können. Der Kompromiss kam kurz vor Beginn des G8-Gipfels in Deauville am Donnerstag.
Die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrieländer und Russland (G8) wollen in dem französischen Seebad unter anderem über Nuklearsicherheit sprechen, um die Konsequenzen aus dem katastrophalen Atomunfall in Japan zu ziehen. Es gilt, mittels einer umfassenden und transparenten Risiko- und Sicherheitsbewertung die Widerstandskraft der Europäischen Atommeiler zu überprüfen.
Über Wochen aber wurde unter den Mitgliedsländern gestritten wie die AKW-Tests aussehen und was sie beinhalten sollten. Jetzt einigte man sich auf einen Kompromiss erklärt EU-Energiekommissar Oettinger.
Konkret sollen die AKW auf ihre Tauglichkeit bei Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Überschwemmungen überprüft werden, sollen auch die Auswirkungen eines Flugzeugabsturzes ermittelt und die Folgen menschlichen Versagens analysiert werden. Das Prüfen auf Resistenz der AKW im Fall von Terrorangriffen ist nicht in die Stresstests integriert worden. Zudem sollen diese Tests von den AKW-Betreibern vorgenommen und von den nationalen Nuklear-Aufsichtsbehörden dann überprüft werden.
Genau dieses Vorgehen aber stößt auf Kritik - es lasse keine unabhängige und weitreichende Risiko- und Sicherheitsbewertung zu, sagt der Greenpeace Atomenergieexperte Jan Haverkamp. Enttäuschung gibt es also bei der Umweltorganisation Greenpeace was die AKW-Stresstest angeht. Deren Kriterien und Umsetzungsprozeduren blieben nämlich hinter den Erwartungen zurück.
Fazit: die AKW-Stresstests für die Meiler in der EU bedeuten für die Kraftwerksbetreiber wohl keinen allzu großen Stress. Und das bedauern Kritiker. EU Energiekommissar Oettinger verteidigte sich derweil - nein sagt er - von "Stress-Tests light" könne keine Rede sein.
dpa/ah/sh/est/sr - Bild: Olivier Hoslet (epa)