Im millionenschweren Kunstfälschungsskandal mit angeblichen Meisterwerken der Klassischen Moderne ist Anklage gegen vier Verdächtige erhoben worden. Den mutmaßlichen Kunstbetrügern werde gewerbsmäßig begangener Betrug und Urkundenfälschung zur Last gelegt, sagte Günther Feld von der Kölner Staatsanwaltschaft am Dienstag.
Die Angeklagten sollen seit Mitte der 90er Jahre bis zu 50 vermeintliche Bilder unter anderem von Max Pechstein, Max Ernst, Fernand Léger und Heinrich Campendonk in den Kunstmarkt geschleust haben. Die Bilder verkauften sie europaweit über renommierte Auktionshäuser. Diesen waren die Fälschungen zunächst nicht aufgefallen.
Quelle der Fälschungen ist eine angebliche Sammlung des 1992 gestorbenen Kölner Unternehmers Werner Jägers, dessen Name für den Kunstbetrug missbraucht wurde. Angeklagt sind nun seine Enkeltochter (52), ihr Ehemann (60) sowie ihre Schwester (53). Zudem kamen laut Staatsanwaltschaft gefälschte Bilder aus der ebenfalls fingierten «Sammlung Wilhelm Knops» in den Kunstmarkt. Der vierte Angeklagte ist der 67-jährige Enkel des 1957 gestorbenen Knops. Der Anklage liegen zunächst nur 14 Fälle zugrunde. In 33 Fällen werde noch ermittelt, sagte Oberstaatsanwalt Feld.
Rekordpreis und Fälschungsverdacht
Aufgeflogen war die mutmaßliche Betrügerbande, nachdem im Kölner Auktionshaus Lempertz 2006 ein angebliches Gemälde des rheinischen Expressionisten Heinrich Campendonk für einen Rekordpreis von 2,4 Millionen Euro versteigert worden war. Die Käuferin hegte einen Fälschungsverdacht und schaltete die Justiz ein. Lempertz zufolge hatten Experten vor dem Verkauf nicht festgestellt, dass es sich um eine Fälschung handelte. Auch über andere Auktionshäuser wie Christie's gelangten Werke aus der vermeintlichen Jägers-Sammlung auf den Markt.
Fachleute des Landeskriminalamts in Berlin unterstützten die Kölner Ermittler bei der Untersuchung der Gemälde. Die «Meisterwerke» waren immer Nachahmungen von Bildern, die seit Jahrzehnten als verschollen galten.
Drei der vier Angeschuldigten sitzen bereits seit neun Monaten in Untersuchungshaft. Sie waren in Freiburg und am Niederrhein festgenommen worden. Einer Angeklagten wird eine Beteiligung in bisher «nur» drei Fällen vorgeworfen, sie ist auf freiem Fuß.
Der Schaden soll sich insgesamt auf eine höhere Millionensumme belaufen. Den Angeklagten droht eine Strafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. Der Prozess soll vor dem Kölner Landgericht stattfinden. Ein gesondertes Verfahren wegen der 33 weiteren Fälle wird getrennt weitergeführt. Neben den vier Angeklagten werden hier drei weitere Personen verdächtigt.
dpa - Bild: Oliver Berg (epa)