In der Stadt Homs im Westen eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf die Menschen, als sie am Freitag nach dem Mittagsgebet aus der Moschee auf die Straße strömten. Elf Demonstranten starben allein bei diesem Blutbad.
In der nordwestlichen Stadt Maarat al-Numan sollen 13 Menschen getötet worden sein.
Aus den Orten Daraja und Barsa nahe Damaskus wurden sechs tote Demonstranten gemeldet, aus der Nähe von Daraa im Süden zwei. In vielen Städten hatte das Regime Panzer auffahren lassen, um die Proteste zu ersticken. Diese lodern meist am Freitag, dem islamischen Wochenfeiertag, auf.
Große Menschenmengen demonstrierten auch in der Mittelmeer-Stadt Banias und in Kamischli im nordöstlichen Kurden-Gebiet. Häufig riefen die Protestanten: "Baschar, tritt ab und lass uns leben!". An den Rändern von Damaskus wurden zahlreiche Sicherheitskräfte zusammengezogen, um Kundgebungen mit Gewalt zu verhindern, hieß es von den Aktivisten.
Aus Tel Kalach an der Grenze zum Libanon zog sich das Militär nach einer Woche wieder zurück. Tausende Menschen waren aus Angst vor Repressionen der Geheimpolizei über die Grenze ins Nachbarland geflüchtet. Nach Angaben von Augenzeugen töteten die Sicherheitskräfte in dieser Zeit 30 Menschen, 300 weitere wurden verschleppt. Truppen rückten hingegen in Al-Arida, einem anderen Grenzort, ein.
Die syrische Führung verurteilte indes die Ansprache von US-Präsident Barack Obama, in der dieser am Vortag Assad vor die Wahl gestellt hatte, "den Wandel (zur Demokratie) anzuführen oder zur Seite zu treten". Dies zeige deutlich, wie sehr sich "die USA in die inneren Angelegenheiten Syriens einmischen", stellte die staatliche Nachrichtenagentur Sana in einer Erklärung am Freitag fest.
Militärisches Eingreifen der Nato auf friedliche Demonstranten ausgeschlossen
Die Nato schließt ein militärisches Eingreifen in Syrien angesichts der tödlichen Angriffe von Militär, Polizei und Geheimdienst auf friedliche Demonstranten aus. Das nordatlantische Bündnis habe keinen Einsatz geplant, "auch wenn wir die Brutalität der syrischen Sicherheitskräfte und die eiserne Faust gegen die Zivilbevölkerung scharf verurteilen", erklärte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in einem Interview der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
Der einzig mögliche Ausweg für das Land sei jedoch, den "legitimen Forderungen des Volkes nachzugeben und einen friedlichen Übergang zu einer Demokratie zuzulassen". Seit Beginn der Proteste in Syrien Mitte März wurden nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen 761 Zivilisten und 126 Angehörige der Sicherheitskräfte getötet.
Venezuelas linker Staatschef Hugo Chávez bezeichnete Syrien als "Opfer eines faschistischen Angriffs". "Gott helfe Syrien", schrieb er am Freitag im Online-Kurznachrichtendienst Twitter. Chávez hatte erst kürzlich von einem Komplott gegen den syrischen Präsidenten gesprochen, den er als "Humanisten" bezeichnete. Syrien und Venezuela unterhalten enge diplomatische Beziehungen.
dpa/alk - Bild: Al Arabija (epa)