Nato-Kampfflugzeuge haben am frühen Dienstagmorgen erneut Ziele in der libyschen Hauptstadt Tripolis bombardiert. Nach Angaben aus libyschen Oppositionskreisen wurden zwei Einrichtungen der Geheimdienste des Machthabers Muammar al-Gaddafi getroffen. Bilder des staatlichen libyschen Fernsehens zeigten Gebäude in Flammen mitten in Wohngebieten.
Auch das Militärlager Bab al-Asisija, in dem sich Gaddafi häufig aufzuhalten pflegte, bekam Treffer ab, berichteten Augenzeugen. Nach Darstellung des Regierungssprechers Mussa Ibrahim handelte es sich bei den getroffenen Gebäuden um eine Polizeiwache und ein Amt der Anti-Korruptionsbehörde.
Legitime militärische Ziele
Die Nato kommentierte die jüngsten Angriffe in Tripolis nicht substanziell. Das nordatlantische Bündnis betrachte Gebäude, in denen Angriffe auf die libysche Zivilbevölkerung geplant und koordiniert würden, als legitime militärische Ziele, sagte Nato-Sprecherin Oana Lungescu in Brüssel. "Jedes Ziel, das wir angreifen, ist ein militärisches Ziel." Der libysche Regierungssprecher Ibrahim erklärte: "Wenn die Nato die Zivilbevölkerung schützen will, soll sie ihre Angriffe beenden und mit uns reden".
Offizielle tunesische Stellen bestätigten indes, dass der NOC-Chef Ghanim am Dienstag auf Djerba eingetroffen ist. Zum Zweck und zur Natur seiner Reise verlautete nichts. Ein Sprecher des Übergangsrates in Bengasi sagte der Nachrichtenagentur dpa, Ghanim habe sich den Aufständischen angeschlossen. In Oppositionskreisen hatte es schon vor Wochen geheißen, er wolle Tripolis verlassen. Er habe jedoch bislang keine Gelegenheit dazu gefunden, da mittlerweile alle Top-Funktionäre, an deren Loyalität Zweifel bestünden, streng überwacht würden.
Die Vereinten Nationen fordern indes eine "humanitäre Pause" bei den Kriegshandlungen in Libyen. "Wir brauchen die Möglichkeit, etwa (die umkämpfte Stadt) Misrata zu Land und zu Wasser zu erreichen", sagte der für Libyen zuständige Koordinator des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), Panos Moutzis, am Dienstag in Genf. Vor allem den etwa 250.000 innerhalb des Landes Vertriebenen müsse dringend geholfen werden. Misrata sowie die westlichen Berggebiete seien dabei die größte Sorge, weil dort die Not am größten sei, sagte der Koordinator.
dpa/fs - Archivbild: Mohamed Messara (epa)