Die Flüchtlingswelle von Nordafrika reißt nicht ab. Am Freitag erreichten erneut mehr als 550 Flüchtlinge das italienische Eiland Lampedusa südlich von Sizilien. Zwei Boote mit jeweils 265 und 150 Menschen an Bord kamen gegen Mittag. Das berichteten italienische Medien.
Ein Boot mit 166 Flüchtlingen - darunter auch ein Dutzend Frauen und Kinder - war am frühen Morgen eingetroffen. Bei allen Neuankömmlingen handele es sich um vor dem Bürgerkrieg aus Libyen geflohene Menschen, hieß es. Behörden rechneten mit insgesamt 1000 Flüchtlingen im Laufe des Tages.
Weitere zwei überladene Boote mit Flüchtlingen befänden sich noch im Mittelmeer bis zu 70 Seemeilen vor Lampedusa. Darunter seien auch etwa 220 Flüchtlinge in Seenot. Sie hatten schon in der Nacht die italienische Küstenwache alarmiert, weil ihr brüchiges Fischerboot unterzugehen drohe.
Erst sechs, dann fünf Boote - insgesamt fast 770.000 Flüchtlinge
Zuvor war von insgesamt sechs Booten die Rede gewesen. Die Behörden korrigierten ihre Angaben später in fünf. Über die Nationalität der Immigranten wurde zunächst nichts bekannt. Aus Libyen kommen auch viele Schwarzafrikaner, die in dem Land auf eine Weiterreise warteten oder dort als Gastarbeiter gelebt hatten.
Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Genf mitteilte, flohen bisher fast 770.000 Menschen aus Libyen nach Algerien, Ägypten, Niger, Tunesien, in den Tschad und den Sudan. Von ihnen hätten fast 10.000 das Meer in Richtung Italien und Malta überquert. Lampedusa liegt nur 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt und ist seit langem für viele Afrikaner das "Tor nach Europa".
Seit Beginn der nordafrikanischen Revolutionswelle sind mehr als 30.000 Menschen auf der nur 20 Quadratkilometer großen Insel Lampedusa angekommen. Die meisten waren Tunesier. Seit Rom Anfang April ein Abschiebeabkommen mit Tunis geschlossen hat und die Kämpfe in Libyen eskalierten, kommen zunehmend Flüchtlinge aus Libyen.
dpa/okr - Archivbild: Francesco Malavolta (epa)