In Libyen nimmt die Unterstützung für Machthaber Gaddafi offenbar ab. Ein Augenzeuge berichtete am Dienstag aus Tripolis, in der Hauptstadt sei an einigen Schulen die Fahne der Aufständischen gehisst worden. Die Opposition berichtete von kleineren Demonstrationen in den Stadtteilen Souk al-Dschumaa und Tadschura.
Die NATO hat in der Nacht zum Dienstag erneut Luftangriffe auf Tripolis geflogen. Hauptangriffsziel war dabei die Residenz von Machthaber Gaddafi. Innerhalb von drei Stunden flog die NATO insgesamt acht Angriffe. Nach Berichten einer libyschen Nachrichtenagentur wurden auch zivile Ziele angegriffen, darunter zwei Gebäude der Justizbehörden.
Am Montag gelang es den Rebellen, westlich von Misurata etwa 15 Kilometer weiter vorzurücken. Sie stehen jetzt etwa 150 Kilometer westlich von Tripolis bei Zitten, einer Stadt mit 200.000 Einwohnern. Dort traf mit fünf Tagen Verspätung ein Schiff mit Verpflegung für die Bevölkerung ein.
"Für ein freies Libyen"
In Abu Dhabi haben sich am Montag 80 Mitglieder von Kommunalräten aus Bezirken im Westen und Süden von Libyen getroffen. Zum Abschluss ihres Treffens in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate bekundeten sie ihre Unterstützung für den Nationalen Übergangsrat in Libyen. Der Rat war in den ersten Wochen des Aufstands gegen Gaddafi von den Aufständischen in der östlichen Stadt Bengasi gebildet worden. Das Treffen der Kommunalräte stand unter dem Motto "Für ein freies Libyen".
Die humanitäre Situation in Libyen wird immer schlimmer. Fast eine dreiviertel Million Menschen sei seit Beginn der Kämpfe Mitte Februar aus dem Land geflohen, sagte die UN-Nothilfekoordinatorin UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos am Montag im UN-Sicherheitsrat in New York. Weitere 65.000 Libyer seien im eigenen Land auf der Flucht. Für viele gebe es kaum Nahrung und Wasser und nur unzureichende medizinische Versorgung. Weil auch Benzin knapp sei, hängen laut Amos Zehntausende an den Grenzen fest.
Eine Nato-Sprecherin bestritt einen Bericht der britischen Zeitung "The Guardian", dass auf dem Weg von Libyen nach Italien 61 Flüchtlinge ums Leben gekommen seien, weil sie von Schiffen und Flugzeugen der Nato nicht gerettet wurden. "Die Nato-Schiffe sind sich ihrer Verantwortung gemäß dem internationalen Seerecht voll und ganz bewusst", sagte sie.
dpa/rtbf/sh/km