Syriens Staatschef Assad schweres Geschütz auch nach Homs. Dabei gehen die Truppen weiter mit brutaler Härte vor. Drei demonstrierende Frauen wurden erschossen.
Syrische Truppen haben bei ihrem Einmarsch mit Infanterie und Panzern in die nördliche Küstenstadt Banias drei demonstrierende Frauen erschossen. Die Opfer hatten nach Angaben der Opposition vor den Toren der Stadt öffentlich die Freilassung ihrer Angehörigen gefordert. Fünf Demonstranten erlitten Verletzungen.
Banias ist nach der südlichen Stadt Daraa die zweite Rebellen-Hochburg, in die das Militär einrückte. Insgesamt starben in Syrien seit Mitte März rund 600 Menschen durch die Gewalt des Regimes.
Auch Homs unter Beschuss
Am Sonntag wurden auch aus der Stadt Homs Truppenbewegungen berichtet. Augenzeugen berichteten von Schüssen in der westlichen Stadt. Die Streitkräfte drangen mit Panzern in Wohnbezirke der Innenstadt ein. Hubschrauber kreisten über der Stadt, die als eines der Zentren des landesweiten Protests gegen Assad gilt. Die Opposition sprach von zwölf Toten bei Auseinandersetzungen, berichtete der Sender Al Arabija. Auch fünf Angehörige der Armee und Polizei sollen am Rande von Homs bei einem Angriff von Bewaffneten ums Leben gekommen sein. In Homs arbeitet nach Medienberichten die größte Ölraffinerie des Landes.
In Banias kappten die Behörden parallel zum Truppenaufmarsch die Stromversorgung sowie die Telefon- und Internet-Verbindungen. Die Geschäfte hätten geschlossen, die Bewohner wagten sich nicht aus ihren Häusern, sagte ein Augenzeuge dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira.
Die Militäraktionen dienen der Absicherung von Polizei- und Geheimdienstoperationen zur Verhaftung und Verschleppung von Regimegegnern und zur Unterdrückung von neuen Protesten. "Wir haben wirklich Angst, dass sich bei uns wiederholt, was in Daraa passiert ist", sagte der Augenzeuge aus Banias.
Forderungskatalog der Opposition veröffentlicht
Als Reaktion auf die brutale Unterdrückung der Opposition verhängte die Europäische Union am Freitag Sanktionen gegen Vertraute aus dem Umfeld Assads, nicht aber gegen den syrischen Staatschef selbst. Auch die USA drohten der syrischen Führung mit weiteren Sanktionen.
Die Opposition legte erstmals nach Ausbruch der Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad vor sieben Wochen einen Forderungskatalog vor. Darin werden ein Ende der Gewalt gegen die Demonstranten verlangt, politische Freiheit und demokratische Wahlen innerhalb von sechs Monaten, nicht aber der sofortige Rücktritt Assads. Ihre Forderungen veröffentlichten die Oppositionellen auf der Facebook-Seite "Syrian Revolution 2011", die mangels einer freien Presse im Land als maßgebendes Medium der Demokratiebewegung dient.
dpa/est/km - Bild: Sana (epa)