Nach den schweren Krawallen zwischen koptischen Christen und Muslimen in Kairo will die ägyptische Regierung hart gegen Unruhestifter vorgehen. Gegen jeden, der die nationale Sicherheit aufs Spiel setze, werde mit eiserner Hand zugeschlagen, warnte Justizminister Abdel Aziz al-Gindi nach einer Krisensitzung der Regierung. Man werde nicht zögern, die Gesetze, die Angriffe auf Orte des Gottesdienstes oder die Glaubensfreiheit unter Strafe stellen, anzuwenden, sagte Al-Gindi.
Zuvor hatte bereits der seit dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak im Februar herrschende Oberste Militärrat exemplarische Strafen angekündigt. Die rund 190 Festgenommenen müssten sich "wegen des Versuchs, das Schicksal der Nation aufs Spiel zu setzen" vor Militärgerichten verantworten.
Bei Straßenschlachten zwischen Muslimen und Christen waren im Kairoer Armen-Viertel Imbaba mindestens 12 Menschen getötet und 230 weitere verletzt worden. Zu den Unruhen war es in der Nacht zum Sonntag gekommen, als hunderte Muslime eine koptische Kirche angriffen, in der angeblich eine erst kürzlich vom Christentum zum Islam konvertierte junge Frau festgehalten wurde. Augenzeugen berichteten, dass Schusswaffen und Molotow-Cocktails eingesetzt wurden. Die Kirche ging in Flammen auf und wurde schwer beschädigt. Die Sicherheitsbehörden verhängten bis Montag eine Ausgangssperre für die betroffene Straße.
Die Frau, die angeblich in der St. Mina-Kirche gegen ihren Willen festgehalten wurde, sei zum Islam konvertiert, um einen muslimischen Mann heiraten zu können, hieß es. Der Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen ließ sich allerdings nicht überprüfen. Liebesbeziehungen gemischt-religiöser Paare sind in Ägypten immer wieder Auslöser von Gewalt.
USA verurteilen religiöse Gewalt
Nach den Zusammenstößen in Imbaba waren koptische Christen vor die US-Botschaft in Kairo gezogen und hatten gefordert, mit dem Botschafter über die "Ungerechtigkeiten gegen die christliche Minderheit" sprechen zu dürfen. Vor dem Gebäude des staatlichen Rundfunks protestierten rund 7000 Kopten mit einer Sitzblockade.
Die USA verurteilten die "sinnlose sektiererische Gewalt und Zerstörung". "Wir rufen zur Ruhe auf und unterstreichen unsere Unterstützung für die Ägypter, die im Geiste der Einheit, der der Revolution vom 25. Januar folgte, religiöse Gewalt ablehnen", hieß es in einer Erklärung der Botschaft. Zugleich wurde eine umfassende und transparente Untersuchung der Vorkommnisse gefordert.
Zuletzt waren Anfang März in Kairo bei Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Kopten 13 Menschen getötet und rund 100 weitere verletzt worden. Auslöser der Gewalt im Vorort Mokattam waren Proteste gegen die Zerstörung einer Kirche südlich der ägyptischen Hauptstadt durch extremistische Muslime. Koptische Christen bilden in dem überwiegend von Muslimen bewohnten Ägypten einen Bevölkerungsanteil von schätzungsweise zehn Prozent, was etwa acht Millionen Menschen entspricht.
dpa/est/km - Bild: Khaled Elfiqi (epa)