Al-Kaida-Chef Osama bin Laden ist unbewaffnet gewesen, als er von einer US-Spezialeinheit getötet wurde. Das hat das Weiße Haus mitgeteilt. Er habe sich aber auf andere Weise gewehrt, sagte ein Regierungssprecher am Dienstag, ohne Einzelheiten zu nennen.
CIA-Chef Panetta sagte, über den Einsatz des Spezialkommandos sei Pakistan nicht vorab informiert gewesen. "Man hat entschieden, dass alle Versuche einer Zusammenarbeit mit den Pakistanern die Mission gefährden könnten." Die USA hätten befürchtet, dass sie die Ziele alarmieren könnten. Sicherheitsexperten bezweifeln, dass sich Bin Laden in Pakistan ohne Wissen von Geheimdiensten und anderen Behörden des Landes aufhalten konnte.
Veröffentlichung der Fotos des Toten?
Das Weiße Haus hat noch nicht entschieden, ob Fotos von der Leiche Bin Ladens veröffentlicht werden sollen. Zur Zeit wird noch geprüft, ob es nötig ist, sie zu veröffentlichen. Bin Laden soll zweimal in den Kopf getroffen worden sein, einmal direkt über dem linken Auge. Skeptiker in der US-Regierung haben argumentiert, dass die Aufnahmen "zu grausig" seien, um sie freizugeben. Befürworter meinten hingegen, die Veröffentlichung sei nötig, um Zweifel auszuräumen, dass der Al-Kaida-Chef tatsächlich tot sei.
Mehr als 56 Millionen Amerikaner haben die TV-Ansprache von US-Präsident Barack Obama zur Tötung von Terroristenführer Osama Bin Laden verfolgt. Das gab das Marktforschungsunternehmen Nielsen bekannt. Die neunminütige Rede war von neun Fernsehsendern live übertragen worden. Trotz der späten Sendezeit gegen Mitternacht war die Einschaltquote mehr als doppelt so hoch wie bei Obamas Ansprache zum Konflikt in Libyen Ende März.
Ein US-Spezialkommando hatte Bin Laden in der Nacht zum Montag in einem stattlichen Anwesen in der pakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad erschossen, in dem er - wie ein hochrangiger Anti-Terror-Berater von US-Präsident Barack Obama am Dienstag sagte - "fünf bis sechs Jahre» unbehelligt gelebt hatte. Obama verfolgte die Kommandoaktion mit dem Decknamen "Geronimo" voller Anspannung per Satellitenübertragung live im "Situation Room" des Weißen Hauses. "Die pakistanische Regierung wusste immer, dass er da ist, aber wollte das vertuschen", sagte Afghanistans Ex-Handelsminister Mohammad Amin Farhang dem Deutschlandfunk. Sein hochgesichertes Versteck im ruhigen Abbottabad beweise, dass Pakistan Top-Terroristen Unterschlupf gewähre.
Nun hoffen die USA auf neue Erkenntnisse über die Pläne von Bin Ladens Terrornetzwerk. Beim Sturm auf sein Anwesen stellten Soldaten einen Computer und mehrere Festplatten sicher. Damit sei ihnen ein wahrer Schatz an Informationen in die Hände gefallen, der nun ausgewertet werde, berichtete das US-Onlinemedium "Politico".
Obama ohne Bush am Ground Zero
Obama will am Donnerstag Ground Zero in New York besuchen. Dort, wo am 11. September 2001 Al-Kaida-Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center steuerten, will er sich mit Angehörigen der Opfer treffen. Sein Vorgänger George W. Bush schlug eine Einladung zum gemeinsamen Besuch von Ground Zero in New York aus. Ein Sprecher erklärte, er habe die Einladung begrüßt, aber nach dem Ende seiner Amtszeit wolle er sich weitgehend aus dem Rampenlicht heraushalten.
Bush hatte Obama am Sonntagabend zum Tod des Terrorchefs gratuliert. Der frühere Präsident hatte die Jagd auf Bin Laden während seiner Amtszeit zur Priorität gemacht.
dpa/est/km - Bild: Ali Ali (epa)