Nach dem Bombenanschlag auf ein Touristen-Café in Marrakesch mit 16 Todesopfern herrscht in Marokko Angst vor weiteren Attentaten. Die Terrorgefahr sei noch nicht gebannt, betonte Innenminister Taieb Cherkaoui am Wochenende. «Wir müssen wachsam bleiben.»
Im gesamten Land seien die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden. König Mohammed VI., der am Samstag den Tatort besichtigte, forderte die Polizei auf, die Ermittlungen zu beschleunigen.
14 der 16 Toten waren Urlauber, darunter ein zehn Jahre altes französisches Mädchen und ein britischer Reisebuchautor. Auch die meisten der 25 Verletzten waren Ausländer.
Die Täter
Hinter dem Blutbad vom Donnerstag vermuten die Fahnder einen nordafrikanischen Ableger Al-Kaidas. Die Vorgehensweise der Täter trage die Handschrift des Terrornetzwerks, sagte der Innenminister. Der mit Nägeln gespickte Sprengsatz war nach neuesten Erkenntnissen ferngezündet und nicht wie zunächst vermutet von einem Selbstmord-Attentäter detoniert worden. Bekannt hat sich zu dem Anschlag bislang aber niemand.
Die Terroristen setzten laut Medienberichten den gleichen Sprengstoff ein wie bei den Attentaten in London im Jahr 2005. Die Polizei fahnde mit einem Phantombild nach einem verdächtigen jungen Araber, der von Augenzeugen mit zwei Taschen in dem Café «Argana» gesehen worden sei. Es sei möglich, dass dieser die Bombe in dem Lokal platziert habe und dann geflüchtet sei.
Wenige Tage vor dem Attentat hatten mutmaßliche marokkanische Mitglieder der Terrororganisation «Al-Kaida im islamischen Maghreb» (AQMI) in einer Videobotschaft im Internet mit Anschlägen in dem nordafrikanischen Land gedroht. Als Begründung nannten sie die jahrelange Unterdrückung von Islamisten in Marokko.
Die Opfer
Bislang konnten 13 der 16 Toten eindeutig identifiziert werden. Es handelt sich um sieben Franzosen, darunter das zehnjährige Mädchen, sowie um zwei Marokkaner, zwei Kanadier, einen Niederländer und einen Briten. Bei diesem handelt es sich nach Medienberichten um den bekannten Reise- und Comedyautor Peter Moss (59). Unter den Toten sollen auch eine hochschwangere Israelin und ihr Ehemann sein.
Bei seinem Besuch in Marrakesch wurde Mohammed VI. auf dem Jamaa el-Fna-Platz von Tausenden Menschen gefeiert. Der 47 Jahre alte Monarch besichtigte das halbzerstörte Café «Argana» und besuchte dann die 14 Verletzten, die noch in Krankenhäusern liegen. Am Abend demonstrierten in der Stadt Hunderte Menschen gegen den Terror.
Menschenrechtsgruppen äußerten unterdessen die Befürchtung, das Blutbad könne eine Welle der Verfolgung von Islamisten durch die Polizei auslösen, wie es sie nach den Anschlägen von Casablanca im Jahr 2003 gegeben hatte. Bei den Selbstmordattentaten starben damals 45 Menschen. Tausende Verdächtige waren danach festgenommen worden.
dpa - Bild: Al Arabiya TV (epa)