Auch Italien will sich an Luftangriffen auf Ziele in Libyen beteiligen. Nach Angaben der Regierung dürfen die Maschinen gezielte Einsätze gegen Militärobjekte fliegen, um die Zivilbevölkerung zu schützen.
Berlusconi habe dies nach einem Telefongespräch mit US-Präsident Barack Obama beschlossen, hieß es. Italien hatte bisher von Bombardierungen in seiner früheren Kolonie Libyen Abstand genommen.
Man habe sich vor allem angesichts der entsetzlichen Situation in der heftig umkämpften Stadt Misrata zu der Teilnahme an den NATO-Einsätzen entschlossen. Das erklärte der italienische Verteidigungsminister Ignazio La Russa am Abend. Es werde sich jedoch "nicht um wahllose Bombardierungen handeln, sondern um gezielte Missionen mit Präzisionsbomben auf ausgewählte Objekte".
Italien hatte bisher Militärbasen sowie Flugzeuge zu militärischen Erkundungsflügen zur Verfügung gestellt. Andere Interventionen in Libyen waren zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, aber auch nie genauer spezifiziert worden. Wie Großbritannien und Frankreich hatte auch Rom in der vergangenen Woche angekündigt, die libyschen Regimegegner mit der Entsendung von Militärexperten zu unterstützen.
Über das weitere Vorgehen berät Ministerpräsident Berlusconi heute mit dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy. Bei dem Treffen in Rom geht es außerdem um den Umgang mit Flüchtlingen aus Nordafrika. Medienberichten zufolge haben beide Länder ein Dokument vorbereitet, in dem sie neue Regeln für den Schengen-Raum vorschlagen.
Gaddafi-Residenz bombardiert
Mit neuen Luftangriffen auf Tripolis hat die Nato Gebäude einer Residenz des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi in Schutt und Asche gelegt. Gebäude der Residenzanlage in Tripolis wurden von mindestens zwei Raketen getroffen und schwer beschädigt. Ein Regierungssprecher verurteilte den Angriff am Montag vor Journalisten als Versuch, Gaddafi zu töten. Bombardiert wurde unter anderem ein repräsentatives Gebäude, in dem Gaddafi kürzlich eine Delegation der Afrikanischen Union empfangen hatte. Unklar blieb, wo sich der Machthaber zum Zeitpunkt des Angriffs aufhielt.
Auch auf Ziele in der umkämpften westlibyschen Stadt Misrata seien am Montag offensichtlich von Nato-Maschinen Angriffe geflogen worden, wie ein Arzt dem US-Nachrichtensender CNN sagte. Am Sonntag seien in der Stadt mindestens 16 Menschen getötet und 71 verletzt worden. Ein Augenzeuge sagte, die Truppen Gaddafis hätten die Stadt unter starken Beschuss genommen. Alle fünf Minuten seien Explosionen zu hören gewesen. Der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte nach CNN-Angaben, die Armee habe ihren Rückzug aus Misrata fortgesetzt. Dabei sei sie von Rebellen angegriffen worden und hätte sich zur Wehr gesetzt.
Misrata liegt 210 Kilometer östlich von Tripolis und ist derzeit für die Aufständischen nur auf dem Seeweg zu erreichen. Die Versorgungslage in der drittgrößten libyschen Stadt ist sehr schlecht. Tausende afrikanische Gastarbeiter, Dutzende verletzte Kämpfer und Zivilisten wurden per Schiff in Sicherheit gebracht.
dpa/jp/km - Bild: Andre Liohn (epa)