Den dritten Tag in Folge haben sich thailändische und kambodschanische Truppen am Sonntag Feuergefechte im Grenzgebiet bei den Tempelanlagen von Ta Muen und Ta Kwai geliefert. Beide Armee hätten erneut Artillerie eingesetzt, hieß es auf kambodschanischer Seite.
Etwa 40.000 Einwohner der thailändischen Provinz Surin mussten vor den Kämpfen 360 Kilometer nordöstlich von Bangkok fliehen. Zehntausende Menschen zählte auch der Flüchtlingsstrom aus dem angrenzenden kambodschanischen Gebiet.
Friedensaufrufe der UN und der Vereinigung südostasiatischer Staaten (ASEAN), dem beide Staaten angehören, verhallten zunächst ungehört. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon äußerte sich beunruhigt über das Aufflammen der Kämpfe nach zwei Monaten relativer Ruhe. Der Grenzkonflikt könne nicht militärisch gelöst werden. Verhandlungen im Rahmen der ASEAN waren Anfang des Monats ohne Ergebnis geblieben. Ein Großteil der 798 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden Ländern ist umstritten. Im 20. Jahrhundert war die Grenze mit 73 Grenzpfählen markiert worden, von denen die Hälfte verschwunden ist.
Beide Seiten machen sich gegenseitig für den Ausbruch der Kämpfe am Freitag um den 900 Jahre alten Hindu-Tempel Ta Kwai verantwortlich, der von den Kambodschanern Ta Krabei genannt wird. Am Freitag und Samstag waren nach kambodschanischen Angaben sechs Kambodschaner gefallen und 13 verwundet worden. Thailand sprach von vier getöteten und 24 verwundeten eigenen Soldaten.
Der kambodschanische Regierungssprecher Phay Siphan warf Thailand vor, mit militärischem Druck die Gespräche zu sabotieren. Thailand hielt dem entgegen, Kambodscha versuche mit der militärischen Eskalation ein internationales Eingreifen zu provozieren. Außenminister Kasit Piromya versicherte, Thailand sei bereit, indonesische Beobachter im umstrittenen Gebiet des aus dem 11. Jahrhundert stammenden Hindu-Tempels Preah Vihear zu akzeptieren.
Preah Vihear liegt rund 100 Kilometer westlich der aktuellen Kampfzone und war 1962 vom internationalen Gerichtshof Kambodscha zugesprochen worden. Der Tempel wurde 2008 von der UN-Kulturorganisation Unesco auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Seitdem sind die Spannungen erheblich gestiegen. Er ist wie die anderen Tempelanlagen historisch kambodschanischen Ursprungs. Die genaue Markierung des Areals steht aber noch aus.
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