Die japanische Regierung will ehemalige Bewohner am Betreten der strahlenbelasteten Sperrzone um die Atomruine in Fukushima hindern. Man erwäge, ein rechtlich bindendes Zutrittsverbot zu erlassen, gab Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch bekannt.
Der Staat hat zwar im Umkreis von 20 Kilometern um das havarierte Atomkraftwerk eine Sperrzone verhängt. Dennoch kehren immer wieder Menschen trotz der akuten Gefahr radioaktiver Strahlen in ihre früheren Wohngebiete zurück, um Habseligkeiten herauszuholen.
Ministerpräsident Naoto Kan will an diesem Donnerstag erneut in die Katastrophenregion reisen und mit Flüchtlingen zusammentreffen.
Verseuchtes Wasser macht weiter Probleme
Unterdessen bereiten die riesigen Mengen radioaktiv verseuchten Wassers den Reparaturtrupps in der Atomruine weiter Probleme. Sie sind dabei, stark verseuchtes Wasser aus dem Turbinengebäude des Reaktors 2 und angeschlossenen Tunnelschächten abzupumpen. Dies wird noch bis in den Mai hinein andauern.
Auch in einem anderen Tunnelschacht bei Reaktor 3 steigt der Wasserstand, wie die Atomaufsichtsbehörde am Mittwoch mitteilte. Zwar hoffe man, auch das kontaminierte Wasser um diesen Reaktor abzupumpen. Doch eine dafür vorgesehene Auffanganlage, wo unter normalen Betriebsbedingungen Dampf aus dem Reaktor in Wasser umgewandelt wird, sei bereits voll.
Dennoch scheine kontaminiertes Wasser nachzulaufen. "Wir kennen die Ursache nicht", räumte ein Sprecher der Atomaufsichtsbehörde ein. In einem mit dem Reaktor 3 verbundenen Tunnelschacht war der Wasserstand seit dem Vortag bis zum Mittwochmorgen (Ortszeit) um drei Zentimeter gestiegen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete.
Radioaktivität nimmt ab
Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wird das AKW kaum noch Radioaktivität freisetzen. Wenn alles nach Plan laufe, werde die Menge der Radioaktivität von Tag zu Tag abnehmen, sagte der IAEA-Sicherheitsexperte Denis Flory in Wien. "Die Gesamtmenge wird sich kaum vom heutigen Wert unterscheiden", sagte er am Dienstag.
In Fukushima habe es kurz nach dem Erdbeben einen hohen Ausbruch an Radioaktivität gegeben, nun werde die Strahlung noch auf niedrigem Level freigesetzt. Dies werde aber auch zurückgehen, sagte Flory. Der Fukushima-Betreiber Tepco hatte am Wochenende einen Fahrplan vorgelegt, wonach die Reaktoren in bis zu neun Monaten stabilisiert sein sollen. Die IAEA werde Japan mit internationalen Experten bei der Erreichung der Fahrplan-Ziele und einer Verbesserung der Situation unterstützen, sagte Flory.
Tepco bald verstaatlicht?
Nach einem Bericht der Presseagentur AFP plant die japanische Regierung, die Betreiberfirma des havarierten Atomkraftwerks in Fukushima unter staatliche Kontrolle zu stellen. Die Regierung will damit Zahlungen an Opfer sicherstellen, wie mehrere Zeitungen berichten.
Die Regierung will mehrere Billionen Yen in öffentlichen Fonds zur Seite legen. Aus diesen Fonds soll die Firma Tepco im Falle einer Pleite die Entschädigungszahlungen für die Opfer der Atom-Katastrophe begleichen können.
dpa/afp/est - Bild: Kimimasa Mayama (epa)