Das Schiff sei vom Büro für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (Echo) der Europäischen Kommission gechartert worden. Es soll bei seiner Rückfahrt so viele Menschen wie möglich aus der Region bringen. Bis zu 7000 Menschen warten in der Hafengegend auf ihre Evakuierung.
Die IOM selbst hat nach eigenen Angaben bereits fast 1200 Menschen verschiedener Nationalitäten, zumeist Frauen, Kinder und Ältere, aus der Region in die von Rebellen gehaltene östliche Stadt Bengasi gebracht. Sie seien zum Teil völlig ausgehungert und durch Wassermangel dehydriert gewesen. Viele hätten auf Bahren an Land gebracht werden müssen, erklärte eine IOM-Sprecherin.
Die USA suchen offenbar intensiv nach einem Asylland für Muammar al-Gaddafi, obwohl der Diktator Libyen auf keinen Fall freiwillig verlassen will. Wie die 'New York Times' am Samstag online berichtete, werden die Sondierungen mit großer Diskretion geführt und konzentrieren sich auf Afrika.
Die Suche eines Exillandes werde dadurch erschwert, dass Gaddafi wahrscheinlich Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag drohten, schreibt die 'New York Times' weiter. Dies gelte für den Anschlag auf einen PanAm-Jumbo 1988 über dem schottischen Lockerbie, bei dem insgesamt 270 Menschen ums Leben kamen, und Gräueltaten in Libyen.
Ein Ausweg wäre, ein Aufnahmeland zu finden, das sich nicht vertraglich zur Anerkennung dieses Gerichts verpflichtet hat, schrieb das Blatt unter Berufung auf drei hohe US-Regierungsbeamte. Darunter fiele etwa die Hälfte der afrikanischen Staaten. Zu einigen von ihnen unterhält Gaddafi bis heute ausgezeichnete Beziehungen. "Die Libyer sind selbst für einen Regimewechsel verantwortlich, nicht wir", zitierte die Zeitung einen der US-Beamten. "Wir versuchen nur, einen friedlichen Ausweg zu organisieren, wenn sich die Gelegenheit bietet."
Kämpfe konzentrieren sich auf Al-Brega und Misurata
Die Milizen der libyschen Regimegegner rückten am Wochenende auf den Ölhafen Al-Brega vor. Bei den Kämpfen mit den Gaddafi-Truppen wurden sieben Aufständische getötet und 27 weitere verletzt, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira am Sonntag. Gaddafis Truppen erwiesen sich immer noch als waffentechnisch und taktisch überlegen.
Nach libyschen Oppositionsangaben feuerten Gaddafis Truppen in der Nacht zum Sonntag erneut Raketen auf Misurata. Ziel seien die Industrieanlagen und Lagerhäuser am Hafen gewesen, die zum Teil in Flammen standen. Den Verteidigern der Stadt gelang es, einen Angriff der Regime-Truppen beim Gemüsemarkt in der Tripolis-Straße abzuwehren und dabei fünf Panzer zu zerstören, meldete eine Oppositions-Webseite.
In Misurata ist die Zivilbevölkerung nicht nur den Angriffen der Gaddafi-Streitkräfte ausgesetzt. Sie ist auch weitgehend von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. In den Krankenhäusern, die hunderten schwer verletzten Bewohnern helfen müssen, mangelt es an Medikamenten und chirurgischem Bedarf.
Nato-Flugzeuge hätten am Tag zuvor 145 Einsätze geflogen, darunter 58 Bombardements, teilte die Militärallianz am Samstag in Brüssel mit. Das waren so viele wie in den Vortagen. In der Nähe von Sirte und bei Tripolis hätten die Kampfbomber fünf beziehungsweise vier Munitionsbunker zerstört. Nahe Al-Sintan und bei Misurata wurden je zwei Panzer vernichtet. Dennoch verlangte der Kommandeur der Anti-Gaddafi-Truppen, General Abdulfattah Junis, am Sonntag in einem Interview des Senders Al-Dschasira eine "effizientere Leistung der Nato". Würden seine Streitkräfte Kampfhubschrauber erhalten, wären sie allerdings auch selbst in der Lage, den Belagerungsring um Misurata zu brechen, fügte er hinzu.
dpa/alk/km - Bild: Andre Liohn (epa)