Truppen des Machthabers Muammar al-Gaddafi haben die Stadt Misurata auch am Samstag unter Artilleriebeschuss genommen, Panzer und Heckenschützen waren ebenfalls im Einsatz.
"Gaddafi versucht Misurata so schnell wie möglich einzunehmen, bevor die Nato mit Bodentruppen kommt", sagte ein Bewohner in einer Audio-Botschaft, die über das Internet verbreitet wurde.
"Wenn nicht bald etwas geschieht, wird die Lage noch schlimmer", fügte er hinzu. Man schätze, was die Nato bisher für die Menschen in Libyen geleistet habe, ließ die Audio-Botschaft einen anderen Bewohner zu Wort kommen, "aber sie muss noch mehr tun".
Misurata, 210 Kilometer östlich von Tripolis gelegen und drittgrößte Stadt des Landes, ist seit Wochen von Gaddafi-Truppen eingekesselt. Der arabische Sender Al-Dschasira strahlte in der Nacht zum Samstag Bilder aus, auf denen Panzer der Gaddafi-Streitkräfte zu sehen waren, wie sie in Wohngebiete der Stadt vorrückten. Dies macht es auch den Nato-Flugzeugen nahezu unmöglich, diese Panzer zu bombardieren. Die Schäden in dem dicht bebauten Gebiet könnten enorm sein, viele Menschen könnten getroffen werden.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf indes dem Gaddafi-Regime vor, in Misurata international geächtete Streumunition einzusetzen. Die Organisation veröffentlichte in ihrem Bericht auch Bilder von den Sprengkörpern, die in Misurata gefunden worden waren. Experten hätten die Munition begutachtet und als Mörsergranaten aus spanischer Produktion identifiziert. Beim Einsatz von Streumunition in Städten wird vor allem die Zivilbevölkerung terrorisiert.
In Misurata ist die Zivilbevölkerung nicht nur den Angriffen der Gaddafi-Streitkräfte ausgesetzt. Sie ist auch weitgehend von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. In den Krankenhäusern, die hunderten schwer verletzten Bewohnern helfen müssen, mangelt es an Medikamenten und chirurgischem Bedarf.
Nato gehen Präzisionsbomben aus
Vier Wochen nach Beginn der Luftangriffe gehen den Nato-Staaten nach Informationen der 'Washington Post' die Präzisionsbomben aus. Das zeige die eingeschränkte Fähigkeit der Franzosen, Briten und anderer Europäer auch zu einem relativ begrenzten Militäreinsatz, schreibt das Blatt unter Berufung auf Nato-Offiziere auf seiner Internetseite. Es mangele in Europa an Munition, aber auch an einsatzfähigen Flugzeugen.
Militärs stellten deshalb die Frage, ob die USA sich in dem Konflikt weiter so zurückhalten könnten, wenn der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi sich noch über Wochen an der Macht halte, hieß es. Die libysche Opposition fordert eine Verstärkung der Luftangriffe gegen Gaddafis Truppen.
Dem Bericht zufolge fällt es der Nato aber bereits schwer, die Intensität der Angriffe beizubehalten. Die USA könnten nicht einfach mit Munition einspringen, weil die Flugzeuge aus britischer und französischer Herstellung ihre Bomben nicht tragen könnten. Allerdings sollen die Bomben mit den Flugzeugen anderer Staaten kompatibel sein, darunter auch Belgien. Die USA stellen derzeit vor allem Tanker und Flugzeuge für elektronische Kriegsführung ab.
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dpa/alk/km - Bild: Mohamed Messara (epa)