Die führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) haben nach jahrelangem Streit eine weitere Hürde auf dem Weg zu einer krisenfesteren Weltwirtschaft genommen. Die Finanzminister und Notenbankchefs der G20 einigten sich am Freitag in Washington auf konkrete Schritte zum Abbau der globalen Ungleichgewichte.
Sie vereinbarten Alarmschwellen, um heraufziehende Krisen zu erkennen und dann einzelnen Ländern bei Schieflagen Gegenmaßnahmen zu empfehlen. Betroffen sein dürften auch große Volkswirtschaften. Die französische Finanzministerin Christine Lagarde sagte nach dem G20-Treffen, das sei ein wichtiger Schritt. Das jetzt auf den Weg gebrachte Verfahren sei ein sehr objektiver Prozess, bei dem die Länder "durch einen Filter laufen".
Im Februar hatten sich die G20 in Paris bereits auf Indikatoren verständigt, an denen Ungleichgewichte fest gemacht werden. Dazu gehören neben Defiziten oder Überschüssen in der Handels- und Kapitalbilanz Staatsschulden und öffentlichen Defizite sowie die private Sparquote und Verschuldung. Konkrete Zielvorgaben gibt es nicht. Die angepeilten Alarmschwellen sind als Referenzwerte gedacht.
Liste im Oktober
Welche G20-Länder in dieser zweiten Phase auf den Prüfstand kommen, wurde zunächst zwar offen gelassen. Es wird aber erwartet, dass China, Japan, die USA, Deutschland und Frankreich unter die Lupe genommen werden. Laut Lagarde stehen sieben Volkswirtschaften allein wegen ihrer Größe besonders im Fokus. In der G20-Erklärung heißt es, es gehe um Länder, auf die jeweils mehr als fünf Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Gruppe der G20 entfallen. Mit einer Liste wird im Oktober gerechnet - vor dem G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs Anfang November im französischen Cannes.
Nach Einschätzung der G20 gewinnt die wirtschaftliche Erholung an Breite und sei zunehmend selbsttragend. Allerdings gebe es weiter Risiken. "Wir bleiben wachsam, um die nötigen Maßnahmen zur Stärkung des Aufschwungs und zum Abbau der Risiken zu ergreifen", heißt es in der Erklärung. Die Ereignisse im Nahen Osten, Nordafrika und Japan hätten die Unsicherheit erhöht. "Die Rohstoffpreise stehen unter wachsendem Druck", heißt es weiter. Gefordert wird mehr Transparenz.
dpa/rkr/km - Bild: Michael Reynolds (epa)